Ubuntu: Die vielseitige Linux-Distribution mit Langzeitsupport

Um den Release der neuen Version 16.04 LTS schmackhaft zu machen, veröffentlichte Canonical im April 2016 eine Infografik über die Verbreitung der hauseigenen Linux-Distribution Ubuntu. Die Grafik zeigt den beachtlichen Erfolg des Open-Source-Systempakets: So starteten beispielsweise 2015 rund 20 Millionen neue Ubuntu-Instanzen in öffentlichen und privaten Clouds. Auf hunderten Millionen PCs, Servern, Geräten, virtuellen Maschinen etc. ist die Distribution seit der Veröffentlichung im Jahr 2004 schon installiert worden –auch auf dem chinesischen Supercomputer Tianhe-2. Zu den zahlreichen Projekten, die mithilfe der System-Software betrieben werden, zählen u. a. die sozialen Netzwerke Snapchat, Pinterest, Instagram und Reddit sowie die Webservices Dropbox und Netflix. Ganz nebenbei ist Ubuntu auch auf der Internationalen Raumstation (ISS) im Einsatz und die zentrale Betriebseinheit des BYU Mars Rovers.

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Was ist Ubuntu eigentlich?

Ubuntu ist eine kostenfreie Linux-Distribution, die im Oktober 2004 erschienen ist und auf dem GNU/Linux-Klassiker Debian basiert. Begründer des Open-Source-Projekts war der südafrikanische Unternehmer Mark Shuttleworth. Er hatte den Wunsch, ein Betriebssystem zu entwickeln, das möglichst allen Menschen zur Verfügung steht, und prägte somit die Grundphilosophie des Software-Pakets – die sich übrigens auch im Namen widerspiegelt: Das Wort „Ubuntu“ stammt aus den Bantusprachen der Zulu und der Xhosa und bedeutet in etwa „Gemeinsinn“ oder auch „Menschlichkeit“.

Von Beginn an für die Weiterentwicklung des Projekts verantwortlich ist die ebenfalls von Shuttleworth gegründete Software-Firma Canonical. In Zusammenarbeit mit diversen Entwicklern sorgt selbige dafür, dass halbjährlich neue Ubuntu-Versionen erscheinen, die neue Features, Sicherheitsupdates und Systemoptimierungen enthalten. Ubuntu gewann aufgrund seiner Einfachheit, durch die es sich von Beginn an stark von anderen Linux-Distributionen unterschied, rasch an Bekanntheit und Beliebtheit. Zunächst vor allem als Heim-PC-System genutzt, ist Ubuntu laut den Statistiken von w3techs seit Juni 2016 auch die meistgenutzte Linux-Distribution für Webserver, womit sie knapp zwölf Jahre nach Release die Nachfolge des eigenen Vorbilds Debian angetreten hat. Mittlerweile existiert mit Ubuntu Touch außerdem eine Variante für mobile Geräte.

Debian Linux und Ubuntu – (k)eine einfache Beziehung

Da Ubuntu ein Debian-Derivat ist, sind sich beide Linux-Distributionen technisch gesehen sehr ähnlich: Das Ubuntu-Team hat diverse Strukturen und u. a. auch den Paketmanager dpkg (Debian Package) inklusive des Formats .deb sowie einen Teil der Software-Pakete übernommen. Letztgenannte werden zu Beginn des Entwicklungszyklus einer neuen Ubuntu-Version mit denen aus der aktuellen stable-Version von Debian abgeglichen und entsprechend angepasst. Diese Änderungen stellen die Entwickler dem Debian-Projekt wiederum als Patches zur Verfügung. Aufgrund der oftmals starken Anpassungen eignen sich diese jedoch selten für den Einsatz in Debian, was in der Vergangenheit immer wieder Streitpunkt zwischen den beiden Projekt-Teams war. In erster Linie steht immer wieder der Vorwurf im Raum, Canonical konzentriere sich beim Entwicklungsprozess ausschließlich auf die Verbesserung des eigenen Produkts ohne zum Debian-Projekt oder der Weiterentwicklung des Linux-Kernel beizutragen.

Nutzerfreundlich und vollständig anpassbar: Das macht Ubuntu aus

Als unixoides System ist Ubuntu nicht an eine feste Desktop-Umgebung gebunden, wie es beispielsweise bei einem Windows-Betriebssystem der Fall ist. Standardmäßig ist seit Version 11.04 zwar das von Canonical entwickelte Interface Unity installiert (zuvor GNOME), dieses können Sie aber auch durch die Benutzeroberfläche Ihrer Wahl ersetzen. Notwendig ist das allerdings nicht, denn Unity ermöglicht es Ihnen, mit ein bisschen Übung effizient und schnell zu arbeiten – per Maus oder Tastatur. Aussehen und Positionierung einzelner Bedienelemente sind dabei in hohem Maße veränderbar, sodass Sie die Umgebung schnell an die eigenen Vorstellungen angepasst haben.

Eine weitere Besonderheit von Ubuntu ist die Tatsache, dass Hardware-Konfigurationen größtenteils nicht auf der Festplatte gespeichert werden. Das System erkennt die eingebauten Komponenten automatisch beim Startprozess, wodurch Sie Grafikkarte, Arbeitsspeicher und Co. problemlos austauschen können. Gleichermaßen ist es so auch möglich, eine Ubuntu-Installation, die sich auf einem portablen Speichermedium befindet, auf einem anderen PC zu verwenden, ohne Anpassungen vorzunehmen. Die Standardinstallation der Linux-Distribution erzeugt im Übrigen zwar ein Administrator-Konto (Root), allerdings ist dieses deaktiviert, wie es etwa auch bei Mac OS X der Fall ist. Auf diese Weise sind Neulinge vor unbeabsichtigten Systemänderungen geschützt, die sich nachteilig auf die Performance oder Sicherheit auswirken. Mithilfe des Befehls sudo kann man aber auch in der Standardkonfiguration vorübergehend vollständige Systemrechte erlangen, die beispielsweise für die Installation einiger Anwendungen notwendig sind.

Die Standard-Installation von Ubuntu unterstreicht das Streben der Entwickler nach einem hohen Grad an Benutzerfreundlichkeit zusätzlich durch den Ansatz, für jedes Anwendungsgebiet nur jeweils ein Programm zu offerieren. Viele andere Linux-Distributionen warten oftmals mit einer Vielzahl an verschiedenen Lösungen für ein einziges Einsatzszenario auf und entwickeln dadurch eine unnötige Komplexität. Auch in Sachen Updatepolitik bietet Ubuntu seinen Nutzern einen hervorragenden Komfort: Die Aktualisierungsverwaltung informiert Sie über neue Versionen und Sicherheits-Patches für Betriebssystem und alle installierten Programme. Wann Sie welche der angekündigten Neuerungen vornehmen, entscheiden Sie selbst, indem Sie Pakete aus- bzw. abwählen und den Updateprozess für die getroffene Auswahl zum gewünschten Zeitpunkt mit einem einfachen Klick starten.

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Über 40.000 Programmpakete mit vier Prioritätsstufen

Ein weiteres bekanntes Debian-Element, das alle Derivate auszeichnet, ist die Aufteilung der Programmpakete in mehrere Paketquellen. Das Ubuntu-Team schenkt den verschiedenen Quellen – anders als Debian – unterschiedliche Aufmerksamkeit. Die für die Grundfunktionalität des Betriebssystems wichtigste Quelle main erfährt dabei das höchste Maß an Support. Diese umfasst nur Pakete, die den Lizenzanforderungen entsprechen, und zeichnet sich durch garantierte technische Unterstützung und rechtzeitige Sicherheitsupdates aus. Alle Pakete, die das Ubuntu-Entwicklerteam zwar aufgrund ihrer Wichtigkeit unterstützt, deren Lizenzierung allerdings nicht den Anforderungen entspricht, sind als restricted-Software eingestuft. Der Support ist im Vergleich zu den main-Anwendungen vor allem deshalb eingeschränkt, da der Zugriff auf den Quellcode fehlt. Die Quellen universe (freie Software) und multiverse (Software mit lizenzrechtlichen Einschränkungen) erfahren keine offizielle Unterstützung durch Canonical. Die Aktualisierung übernehmen Mitglieder der Ubuntu-Debian-Community, die sogenannten Masters of the Universe (MOTUs). Für Open-Source-Software, die nicht in main oder universe enthalten ist, können Sie die Aufnahme per Bug-Report vorschlagen. Seit Version 16.04 enthält Ubuntu den Installationsmanager Ubuntu Software, der die Nachfolge des zuvor eingesetzten Software-Centers angetreten hat. Das Programm ist standardmäßig bereits vorinstalliert und listet einen Teil der über 40.000 verfügbaren Software-Pakete auf, die mithilfe des Tools direkt installiert werden können. Dabei handelt es sich vor allem um grafische und häufig genutzte Programme, während die meisten Shell-Anwendungen und Server-Software wie der Apache-Webserver oder die MySQL-Datenbank nicht im Manager enthalten sind. Hierfür ist auch mit Ubuntu der Weg über die Kommandozeile notwendig.

So funktioniert die Versionspolitik der Linux-Distribution

Seit dem Release im Oktober 2004 veröffentlicht Canonical alle sechs Monate – im April und im Oktober – eine neue Ubuntu-Version. Einzig für Ubuntu 6.06 durchbrach man diesen Rhythmus und nahm sich zwei zusätzliche Monate Zeit, um intensiv an Programmfehlern, der asiatischen Sprachunterstützung und der Linux-Standard-Base-Zertifizierung zu arbeiten. Jede Version trägt eine Versionsnummer, die Aufschluss über Veröffentlichungsjahr und -monat gibt. Hinzu kommt ein eigener Codename, der sich aus einer Tierart und einem vorangestellten Adjektiv mit gleichem Anfangsbuchstaben zusammensetzt. So heißt die im April 2007 erschienene Version z. B. Ubuntu 7.04 Feisty Fawn (dt. „Keckes Rehkitz“). Mittlerweile wurde die Ehre, Namensgeber für eine Ubuntu-Edition zu sein, auch Fabelwesen wie Einhörnern (Utopic Unicorn, dt. „Utopisches Einhorn“) und Werwölfen (Wily Werewolf, dt. „Hinterlistiger Werwolf“) zuteil. Für alle Ubuntu-Versionen bietet Canonical einen Supportzeitraum von mindestens neun Monaten (vor Version 13.04 waren es 18 Monate), in dem notwendige Sicherheitsaktualisierungen bereitgestellt werden. In zweijährigem Abstand erscheint anstelle der gewöhnlichen April-Version eine Spezialausgabe mit Langzeitunterstützung (engl. long-term support, kurz LTS). Diese Versionen gewähren fünf Jahre lang Sicherheitsupdates und Hardware-Aktualisierungen, womit sie für Firmen und Institutionen, aber auch für Privatanwender wesentlich besser geeignet sind als die gewöhnlichen Ausgaben, die eher für Entwickler und Mitglieder der Ubuntu-Community von Interesse sind. Die erste LTS-Version war im Übrigen das bereits erwähnte Ubuntu 6.06.

Desktop, Server oder Cloud: Die verschiedenen Editionen im Überblick

Ubuntu soll dem Nutzer immer den größtmöglichen Bedienkomfort bieten. Wann dieser gewährleistet ist, hängt natürlich davon ab, wozu das Betriebssystem eigentlich benötigt wird. Als Grundlage für die Verwaltung eines Webprojekts z. B. ist eine gänzlich andere Aufbereitungsform gefragt, als wenn mit der Distribution ein Heimcomputer bedient werden soll. Canonical bietet die Linux-Distribution daher in drei verschiedenen Editionen an, die auf spezielle Bedürfnisse der User abgestimmt sind:

  • Ubuntu Desktop: Die Standardausführung des Debian-Derivats, deren Features auch dieser Ratgeber aufzeigt. Wenn Sie sich für die Desktop-Variante entscheiden, verfügen Sie nach der Installation über die vorgestellte Unity-Oberfläche und diverse vorinstallierte Anwendungen wie Firefox, LibreOffice oder Thunderbird, die die Arbeit am PC zuhause erleichtern.
  • Ubuntu Server: Ubuntu Server stellt ein Standard-Software-Paket dar, das besonders ressourcensparend ausgestattet ist und beispielsweise nur über ein klassisches Kommandozeilen-Interface anstelle der grafischen Unity-Oberfläche verfügt. Über dieses laden Sie nach der Installation die benötigte Software für Ihre Serverumgebung. Zu diesem Zweck existieren auch fertige Komplettpakete, etwa für LAMP, OpenSSH oder für Mail-Server.
  • Ubuntu Cloud: Für Ubuntu Cloud sollten Sie sich entscheiden, wenn Sie planen, die Linux-Distribution zur Verwaltung einer OpenStack-Cloud zu nutzen. Mithilfe des „Autopilot“ getauften Interfaces skalieren Sie effektiv Ihre private oder öffentliche Cloud auf Basis der von Rackspace initiierten, freien OpenStack-Software. Mit Ubuntu Kylin bietet Canonical darüber hinaus eine Edition, die speziell an den chinesischen Markt angepasst ist. Entwickler und Bastler können sich mit Snappy Ubuntu Core eine Variante herunterladen, die dank seiner besonderen Architektur auf den verschiedensten Geräten wie Routern, Kühlschränken, Drohnen oder dem Raspberry Pi läuft. Seit 2014 existiert außerdem mit Ubuntu Touch eine Version des Open-Source-Betriebssystems für einige mobile Geräte wie das Nexus oder Sony Xperia.

Folgende Pakete zählen ebenfalls zu den offiziell von Canonical unterstützen Abwandlungen („Flavours“):

  • Kubuntu: Nutzt die Desktop-Umgebung KDE inklusive anderer Applikationen aus dem KDE-Umfeld.
  • Xubuntu: Baut auf der ressourcensparenden Desktop-Oberfläche Xfce auf und eignet sich daher für ältere Computer mit wenig Arbeitsspeicher.
  • Edubuntu: Ubuntu-Erweiterung für den Einsatz in Schulen, die diverse Lernprogramme enthält.
  • Ubuntu Studio: Software-Paket inklusive Kernel mit Echtzeitfunktion, das speziell den Anforderungen von Audio-, Grafik- und Videobearbeitung entspricht.
  • Ubuntu GNOME: Variante mit der ehemaligen Standard-Oberfläche GNOME.

Ubuntu: Die Systemvoraussetzungen

Bevor Sie Ubuntu als Betriebssystem verwenden können, sollten Sie sicherstellen, dass Ihr System die notwendigen Voraussetzungen erfüllt. Welche Anforderungen dabei genau an die Hardware gestellt werden, hängt selbstverständlich auch von der Version und Variante ab, für die Sie sich entscheiden. Für Ubuntu 16.04 gibt Canonical folgende empfohlene Systemvoraussetzungen an:

Prozessor 2 GHz Dual-Core
Arbeitsspeicher 2 GB RAM
Festplattenspeicher 25 GB
Sonstiges DVD-Laufwerk oder USB-Port für Installation erforderlich; Internetzugang empfohlen

Damit ist die Linux-Distribution mittlerweile in Windows-Dimensionen vorgedrungen, was vor allem auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass sich Ubuntu im Laufe der vergangenen Jahre immer mehr zu einer multimedialen Plattform entwickelt hat. Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr System den Ansprüchen genügt, können Sie Ubuntu auch einfach testen: Laden Sie sich das Betriebssystem einfach auf der offiziellen Homepage herunter und installieren es neben Ihrem eigentlichen System. Wenn Sie Ihren PC in der Folge neustarten, haben Sie die Möglichkeit, die Linux-Distribution auszuwählen. Das Original-System bleibt unterdessen per Einstellung unverändert.

Fazit: Ubuntu, die etwas andere Linux-Distribution

Canonical hat mit Ubuntu eine unvergleichliche Erfolgsstory hingelegt. Mit dem simplen Konzept, dem Nutzer den maximalen Komfort zu ermöglichen, hat man bis heute genau den richtigen Nerv getroffen. Der Debian-Abkömmling überzeugt viele User als Alternative zu Windows, da er anders ist, an Linux-Systeme erinnert, gleichzeitig aber dank der hauseigenen Desktop-Oberfläche Unity, einem App-Store-ähnlichen Software-Manager und einer effektiven Updateverwaltung intuitiv bedienbar ist. Der eingeschlagene Weg erhält allerdings insbesondere im Debian-Linux-Umfeld auch heftigen Gegenwind. Fakt ist, dass Canonical mit Ubuntu immer wieder mit gängigen Linux-Konventionen bricht und Schritte geht, durch welche die Distribution sich zunehmend von der Linux-Basis entfernt.

So kritisch diese Entwicklung auch von der Linux-Community beäugt wird, gibt der Verbreitungsgrad des Betriebssystems allerdings Grund zu der Annahme, dass die Ubuntu-Entwickler vieles richtig machen. Die große Auswahl an Varianten, die bereits für unterschiedliche Anwendungsbereiche optimiert sind, macht es möglich, mit Ubuntu einen Webserver zu betreiben, Musik oder Videos zu produzieren, Unterricht interaktiv zu gestalten oder gar eine Drohne zu steuern. Über 40.000 verschiedene Software-Pakete sind zur Installation verfügbar, darunter auch einige kommerzielle Programme. Wenn Sie unsicher sind, ob Sie die Ubuntu-Systemvoraussetzungen erfüllen oder ob die Linux-Distribution sich für Ihre Zwecke eignet, testen Sie sie einfach parallel zu Ihrem derzeitigen Betriebssystem – kostenlos und ohne die Lauffähigkeit des aktuellen Systems zu gefährden.

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