Exklusive neue Top-Level-Domains: Hintergründe und Beispiele

Am 23. Oktober 2013 begann die Internet-Verwaltungsstelle ICANN schrittweise über 1.000 neue Top-Level-Domains (TLDs) freizuschalten. Einen Großteil der modernen Domain-Endungen hat sie seitdem wie geplant in die Hände verschiedenster Vergabestellen (Registerbetreiber) übergeben und somit für die öffentliche Nutzung verfügbar gemacht. Die Bedingungen, die mit der Registrierung der jeweiligen neuen TLD verknüpft sind, legen eben jene Registrierungsstellen fest. Für eine Webadresse mit den meisten neuen Domain-Endungen kann sich jeder bewerben – hier sind Länge und zugelassene Zeichen die einzigen unterschiedlichen Konditionen. Einige Registerbetreiber setzen aber auf die Exklusivität der neuen Top-Level-Domain und haben entweder sehr strenge Vergaberichtlinien definiert oder sprechen direkt spezifische Zielgruppen an. Wir präsentieren Ihnen einige exklusive Beispiel-Domains und verraten, welche unterschiedlichen Kriterien bei der Registrierung eine Rolle spielen können.

Darum gibt es exklusive Domain-Endungen

Dass einige neue TLDs bestimmten Gruppen vorbehalten sind, hat ganz unterschiedliche Hintergründe. Diese lassen sich am besten nachvollziehen, indem man einen Blick auf die verschiedenen Typen wirft:

  • Geografische TLDs: Unter den neuen Domain-Endungen finden sich zahlreiche, mit denen Website-Betreiber einen direkten regionalen Bezug ausdrücken können. Es gibt sowohl solche, die für einen bestimmten Ort stehen (wie .berlin oder .barcelona), als auch solche, die für eine Region stehen (wie beispielsweise .saarland). Standardmäßig behalten sich die Registerbetreiber vor, diese Top-Level-Domains exklusiv für Menschen und Firmen freizugeben, die einen entsprechenden Wohn- bzw. Unternehmenssitz vorweisen können.
  • Themen-/Branchenspezifische TLDs: Der Großteil der neuen Top-Level-Domains dient dem Website-Betreiber dazu, die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Branche auszudrücken oder das Thema der Seite hervorzuheben. Zu den verschiedenen Kategorien zählen u. a. Gesundheit (.doctor, .fitness), Industrie (.autos, .hotel), Handel (.deal, .discount) und Sport (.golf, .hockey). Die Bedingungen, die für eine Registrierung dieser Domains gelten, hängen sehr stark von den Plänen und Interessen der Vergabestellen ab.
  • Markenspezifische TLDs: Diese neuen Top-Level-Domains sind bisher ausschließlich der exklusiven Nutzung vorbehalten. Es handelt sich dabei um Domain-Endungen, die von Markeninhabern beantragt wurden und einen direkten Bezug zur Marke aufweisen mussten. Die ICANN bevorzugte solche Fälle bei der Vergabe der entsprechenden TLDs. Der Online-Versandhändler Amazon hat sich beispielsweise neben .amazon auch die Domain-Endungen .audible, .kindle und .prime gesichert.

Die Auflistung verdeutlicht die Stärke der neuen Top-Level-Domains: Sie erlauben wesentlich individuellere und aussagekräftigere Webadressen als die bisherigen Vertreter. Traditionelle generische TLDs wie .com (company) oder .org (organisation) haben ihren ursprünglichen Status längst verloren und bieten keinerlei Mehrwert für die eigene Homepage. Länderspezifische Domain-Endungen wie .de oder .ch drücken zwar den Bezug zu einer Nation aus, stellen allerdings den Standard dar und sind entsprechend gewöhnlich. Aufgrund der oft lockeren Registrierungsvoraussetzungen sind zudem die meisten sinnvollen Adressen bereits vergeben.

Die neuen TLDs ordnen Internetadressen also nicht nur den verschiedensten Kategorien zu, sondern eröffnen auch vollkommen neue Kombinationsmöglichkeiten.

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Diese TLDs stehen für Exklusivität

Bei rund einem Drittel der beantragten neuen Top-Level-Domains handelte es sich um Anfragen von Markeninhabern. Über 600 Anträgen hat die ICANN zugestimmt und die gewünschten Domain-Endungen vergeben. Die Inhaber verfügen über das gesamte Inventar möglicher Second-Level-Domains und haben dadurch die Möglichkeit, die neue TLD ausschließlich intern zu nutzen. So können Unternehmen wie Apple oder Microsoft mit ihren Marken-TLDs zukünftig beispielsweise bereits mit der Adresse signalisieren, dass die jeweilige Website ihnen gehört. Einige Beispiele fernab dieser sehr exklusiven TLDs, die der allgemeinen Internetgemeinde wohl auch auf lange Sicht verwehrt bleiben, haben wir an dieser Stelle für Sie zusammengetragen:

.rich: „The world’s most exclusive address“

Bei dieser neuen Top-Level-Domain ist der Name Programm. Sie richtet sich an alle, die stolz auf ihre Verdienste und ihren Lebensstatus sind. Die I-REGISTRY Ltd., die Niederlassungen in Berlin und London besitzt, hat sich die Vergaberechte gesichert und will .rich zum Internet-Statussymbol für den elitären Kreis wohlhabender Persönlichkeiten machen. Wo in der realen Welt Diamanten und Luxuskarossen das Umfeld beeindrucken sollen, übernimmt im Netz eine .rich-Domain inklusive E-Mail-Adresse. Die Exklusivität dieser Domain-Endung entsteht nicht etwa durch strenge Vergaberichtlinien wie einen Nachweis der adligen Abstammung, sondern durch den Preis: Rund 2.000 US-Dollar kostet die High-Society-TLD, die seit Januar 2014 durch die ICANN freigegeben ist – im Jahr.

.swiss: Der gute Schweizer Ruf in Domain-Form

Seit April 2015 darf das Schweizer Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) offiziell über die Vergabe der neuen Top-Level-Domain .swiss entscheiden. In einer ersten eingeschränkten Bewerbungsphase konnten Unternehmen, Einzelfirmen, Vereine und Stiftungen mit Handelsregistereintrag sowie öffentlich-rechtliche Einrichtungen eine Adresse mit der neuen Domain-Endung beantragen. Im Januar 2016 gab der Registerbetreiber .swiss auch für die öffentliche Registrierung frei, womit es seitdem auch für Vereine und Stiftungen ohne Handelseintrag möglich ist, sich zu bewerben. Eine Freigabe für Privatpersonen ist nicht geplant. Ausführliche Informationen über die neue Schweizer Top-Level-Domain finden Sie in unserem Ratgeber.

.nyc: Big Apple als Teil der Webadresse

Am 20. März 2014 übergab die ICANN die TLD .nyc an das New Yorker Department of Information Technology and Telecommunications, das seitdem für die Vergabe zuständig ist. Als städtespezifische neue Domain-Endung ist sie einzig Personen und Unternehmen bzw. Organisationen vorbehalten, die eine New Yorker Adresse besitzen und nachweisen können. Eine .nyc-Adresse kostet etwa zwischen 25 und 40 US-Dollar im Jahr und zählt zu den beliebtesten städtespezifischen Top-Level-Domains im weltweiten Vergleich. Die Weitergabe einer solchen registrierten Domain an Dritte ist nicht erlaubt.

Ob .cafe oder .restaurant: Die „not-com“-Revolution von Donuts Inc.

Das Internet-Start-up Donuts Inc. wurde 2010 mit dem Ziel gegründet, die Rechte möglichst vieler neuer Top-Level-Domains zu erwerben. Heute steuert das Unternehmen die Registrierung von über 300 verschiedenen thematischen Domain-Endungen von .academy (seit März 2014) über .cafe (seit Juli 2015) bis hin zu .reisen (seit Juli 2014) oder .wine (seit Januar 2014). Auch wenn es für die unterschiedlichen TLDs keine besonderen Einschränkungen gibt, versucht Donuts Inc. in Zusammenarbeit mit den Registraren Exklusivität durch die direkte Ansprache der Zielkundschaft zu erreichen. So wird Gastronomiebetreibern oder Gourmet-Bloggern beispielsweise die Endung .restaurant schmackhaft gemacht, während Reiseunternehmen auf die neuen Möglichkeiten der Endung .reisen hingewiesen werden.

.islam und .catholic: Der Streit um religiöse Domain-Endungen

Dass Top-Level-Domains wie .islam oder .catholic einen exklusiven Nutzerkreis ansprechen, ist wenig überraschend. Der religiöse Hintergrund hat sich bisher allerdings als problematischer Fakt erwiesen, weshalb beide TLDs noch nicht durch die ICANN freigegeben worden sind.

  • .islam: Das türkische Unternehmen Asia Green IT System stand lange Zeit als potentieller künftiger Registerbetreiber der neuen Top-Level-Domain des islamischen Glaubens fest. Die Einwände Indiens und der Vereinigten Arabischen Emirate sorgten jedoch dafür, dass die Vergabe auf Eis gelegt wurde. Während Indien auf die mangelnde Repräsentation des gesamten muslimischen Glaubens und daraus möglicherweise resultierende Spannungen hinwies, beanstandeten die Vereinigten Arabischen Emirate vor allem, dass es sich bei dem türkischen Bewerber um ein gewerbliches Unternehmen handelt.
  • .catholic: Die Rechte für .catholic wurden dem Päpstlichen Rat für die soziale Kommunikation zugesprochen, einer Abteilung innerhalb des Vatikans. Der Rat behält sich laut formulierten Registrierungsbedingungen für die neue TLD vor, eigenständig zu entscheiden, welche katholischen Einrichtungen eine .catholic-Adresse registrieren können. Mit einer ähnlichen Begründung wie bei der muslimischen Domain .islam äußerten die Vereinigten Arabischen Emirate die Bedenken, dass auf diese Weise nicht alle katholische Kirchen repräsentiert und die russisch- und orientalisch-orthodoxen Kirchen außen vor bleiben würden. Auch wenn der Einwand durch die ICANN abgewiesen wurde, steht der Vertragsschluss bis dato noch aus.

Die neuen Top-Level-Domains: Ein Blick in die Zukunft

Die Freischaltung der neuen TLDs durch die ICANN ist weiterhin in vollem Gange. Die aufgeführten Vertreter stehen nur beispielhaft für die künftigen Möglichkeiten bzw. für die mit der Vergabe verbundenen Probleme. Dadurch dass die Registerbetreiber jeweils unterschiedliche Ziele verfolgen, bleiben die Bedingungen, die mit der Registrierung verbunden sind, auch künftig unvorhersehbar. Auch wenn die neuen Domain-Endungen für Individualität, Kombinationsvielfalt und Aussagekraft stehen, führen sie bisher noch ein Schattendasein im Adresssystem des World Wide Web. Erste Verwaltungsstellen haben daher bereits die Registrierungsbedingungen entschärft oder die Rechte an ihrer TLD abgegeben. Einige der modernen Endungen besitzen dennoch das Potenzial, langfristig bestimmte Zielgruppen, Branchen oder Themen zu repräsentieren. In jedem Fall sorgen sie schon jetzt für Abwechslung und jede Menge Gesprächsstoff in der Internetgemeinde.

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