XRechnung vs. ZUGFeRD: Was unterscheidet die beiden E-Rechnungsformate?
Bei XRechnung und ZUGFeRD handelt es sich um Standards für E-Rechnungen, die durch ihr strukturiertes Format eine automatisierte Weiterverarbeitung ermöglichen. Während XRechnung ausschließlich als maschinenlesbarer XML-Datensatz konzipiert ist, bietet ZUGFeRD dank Kombination mit PDF auch eine visuelle Darstellung. Ob ZUGFeRD oder XRechnung besser geeignet sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Was sind XRechnung und ZUGFeRD?
XRechnung und ZUGFeRD sind gängige Standards für die Erstellung und Verarbeitung von E-Rechnungen in Deutschland, die unabhängig voneinander funktionieren und sich in verschiedenen Aspekten unterscheiden. Beide Formate entsprechen den Vorgaben der europäischen Norm EN 16931, die für die einheitliche elektronische Rechnungsstellung innerhalb der Europäischen Union entwickelt wurde.
Doch welche Anforderungen gelten im Detail für elektronische Rechnungen? Die EN 16931 legt fest, dass E-Rechnungen in einem strukturierten, maschinenlesbaren Datenformat angelegt sein müssen. Dadurch wird gewährleistet, dass sich Rechnungsinformationen elektronisch übermitteln, empfangen und medienbruchfrei sowie automatisiert weiterverarbeiten lassen. Damit Maschinen den Inhalt von E-Rechnungen vollautomatisch und fehlerfrei auslesen können, haben alle Daten einen fest zugewiesenen Platz.
Seit dem 1. Januar 2025 besteht für alle inländischen Unternehmen eine E-Rechnung-Pflicht im B2B-Bereich. Da aktuell noch Übergangsfristen gelten, ist es aktuell aber lediglich erforderlich, E-Rechnungen empfangen und verarbeiten zu können. Ab 2027 müssen Unternehmen dann auch E-Rechnungen versenden.
- Seit dem 1. Januar 2025 ist es für alle Unternehmen Pflicht, E-Rechnungen empfangen zu können
- Sicher: Schutz vor Viren und Spam
- Inklusive: eigene Domain
Was macht das Format XRechnung aus?
Mit dem XRechnung-Format hat Deutschland die Richtlinie 2014/55/EU umgesetzt und einen Standard zur elektronischen Rechnungsausstellung im öffentlichen Sektor entwickelt, der den Anforderungen der EU-Norm EN 16931 entspricht. Das E-Rechnung-Format wurde von der Koordinationsstelle für IT-Standards (KoSIT) konzipiert, die auch für die Weiterentwicklung des Rechnungsstandards verantwortlich ist.
XRechnung basiert vollständig auf strukturierten XML-Datensätzen, die für die automatisierte Verarbeitung durch Maschinen ausgelegt sind, jedoch keine visuelle Darstellung für Menschen bieten. Mithilfe spezieller Tools wie XML-Viewern besteht jedoch die Möglichkeit, die Rechnungsinformationen zu visualisieren. Das funktioniert erfahrungsgemäß aber auch mit jeder guten Buchhaltungssoftware.
Rechnungsdaten werden nach einem festgelegten Schema abgebildet. Das bedeutet, spezifische Informationen wie die Rechnungsnummer oder -positionen lassen sich immer an derselben Stelle im Datensatz finden. Damit Sie eine bessere Vorstellung davon erhalten, wie eine XML-Datei aussieht, haben wir nachfolgend einen Ausschnitt aus einer XRechnung eingefügt:
<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?>
<Invoice xmlns="urn:oasis:names:specification:ubl:schema:xsd:Invoice-2" xmlns:cac="urn:oasis:names:specification:ubl:schema:xsd:CommonAggregateComponents-2" xmlns:cec="urn:oasis:names:specification:ubl:schema:xsd:CommonExtensionComponents-2" xmlns:cbc="urn:oasis:names:specification:ubl:schema:xsd:CommonBasicComponents-2">
<cbc:CustomizationID>urn:cen.eu:en16931:2017#compliant#urn:xeinkauf.de:kosit:xrechnung_3.0</cbc:CustomizationID>
<cbc:ProfileID>urn:fdc:peppol.eu:2017:poacc:billing:01:1.0</cbc:ProfileID>
<cbc:ID>2025-xy</cbc:ID>
<cbc:IssueDate>2025-01-31</cbc:IssueDate>
<cbc:DueDate>2025-02-15</cbc:DueDate>
<cbc:InvoiceTypeCode>380</cbc:InvoiceTypeCode>
<cbc:DocumentCurrencyCode>EUR</cbc:DocumentCurrencyCode>
<cbc:BuyerReference>0</cbc:BuyerReference>
<cac:AccountingSupplierParty>
[...]
</Invoice>
xmlVorteile und Nachteile des XRechnung-Formats
Der XRechnung-Standard bringt sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich. Dazu zählen vor allem:
Vorteile des XRechnung-Formats | Nachteile des XRechnung-Formats |
---|---|
Gesetzeskonforme und standardisierte E-Rechnungen: Die XRechnung entspricht den Anforderungen der EU-Richtlinie 2014/55/EU und eignet sich daher optimal für Rechnungsaustausch mit öffentlichen Institutionen. | Keine visuelle Darstellung: Die XRechnung beinhaltet keine PDF-Komponente und ist daher ohne zusätzliche Software unlesbar für Menschen. |
Vollautomatische Verarbeitung: Da der Standard auf dem XML-Format basiert, lassen sich die Rechnungen automatisiert in Buchhaltungssystemen verarbeiten, was den manuellen Aufwand erheblich reduziert. | Technische Anforderungen: Um das E-Rechnungsformat nutzen zu können, ist eine moderne IT-Infrastruktur erforderlich. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, auf eine E-Rechnung-Software zurückzugreifen. |
Niedrigere Fehleranfälligkeit: Aufgrund der automatisierten Weiterverarbeitung und des Wegfalls von Medienbrüchen sinkt das Risiko, dass es durch Datenübertragungen zu Fehlern kommt. | Umstellungsaufwand: Als Unternehmen auf die XRechnung umzustellen, zieht einen gewissen Aufwand nach sich. Das gilt vor allem für diejenigen, die bisher ausschließlich mit Papierrechnungen oder PDF-Dokumenten gearbeitet haben. |
Was macht das ZUGFeRD-Format aus?
Der ZUGFeRD-Standard ist ein branchenübergreifendes Datenformat zum elektronischen Rechnungsaustausch. Die Abkürzung ZUGFeRD steht für „Zentraler User Guide des Forums elektronische Rechnung Deutschland“, von dem das Format mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) ausgearbeitet wurde.
Im Gegensatz zum XRechnung-Standard stellt ZUGFeRD ein Hybridformat dar, bei dem ein XML-Datensatz in eine PDF-Datei eingebettet ist. Dies gestattet es, die Vorgaben für E-Rechnungen zu erfüllen und gleichzeitig den visuellen Komfort klassischer Rechnungen zu bieten. Darüber hinaus lässt sich das ZUGFeRD-Format sehr flexibel nutzen.
ZUGFeRD bietet verschiedene Profile, die sich in ihrem Umfang und ihrer Eignung für unterschiedliche Szenarien unterscheiden:
- Basic: Enthält nur grundlegende Rechnungsdaten, ideal für kleine Unternehmen und einfache Rechnungen.
- Comfort: Erweitert um zusätzliche Details, passend für den standardisierten Rechnungsaustausch im B2B-Bereich.
- Extended: Enthält sämtliche Daten der EN 16931 und ist für komplexe Rechnungen mit spezifischen Anforderungen geeignet, z. B. im internationalen Handel oder für große Unternehmen.
- Automatische Archivierung ausgewählter Postfächer
- Sicherung in deutschen Rechenzentren
- Unterstützt die Einhaltung gesetzlicher Anforderungen wie GoBD
Vorteile und Nachteile des ZUGFeRD-Formats
Das ZUGFeRD-Format hat ebenfalls Vor- und Nachteile. Die nachfolgende Übersicht listet die zentralen Stärken und Schwächen auf:
Vorteile des ZUGFeRD-Formats | Nachteile des ZUGFeRD-Formats |
---|---|
Visuelle Darstellung inklusive: Da ZUGFeRD ein PDF bereitstellt, ist es für Menschen ohne zusätzliche Software möglich, Rechnungen einzusehen und zu bearbeiten. Die PDF-Komponente erleichtert zudem den Austausch mit Geschäftskontakten, die noch nicht oder nicht vollständig auf E-Rechnungen umgestellt haben. | Technische Voraussetzungen: Um das Rechnungsformat in Gänze zu verwenden, benötigen Sie eine Software, die sowohl das Erstellen als auch das Auslesen der XML-Daten ermöglicht. Dies zieht möglicherweise Investitionen nach sich. |
Flexible Einsatzmöglichkeiten: Das ZUGFeRD-Format lässt sich sowohl für Geschäfte mit anderen Unternehmen (B2B) als auch im öffentlichen Dienst (B2G) verwenden. In der Version 2.1 entspricht es vollständig den gesetzlichen Bestimmungen der Rechnungsstellung im öffentlichen Sektor. | Komplexität durch Profile: Der Standard beinhaltet verschiedene Profile (etwa Basic, Comfort und Extended), die sich in ihrem Funktionsumfang unterscheiden. Um sich vollständig mit ZUGFeRD zurechtzufinden, ist unter Umständen etwas Einarbeitungszeit von Nöten. |
Unkomplizierte Umstellung: Unternehmen, die bisher mit PDF-Rechnungen gearbeitet haben, profitieren von einer einfacheren Implementierung, da das PDF weiterhin Teil des Rechnungsformats bleibt. | Akzeptanz: Obwohl ZUGFeRD im B2B weit verbreitet ist, bevorzugen Bundesbehörden oftmals das XRechnung-Format. |
Rechtkonformität: Wie die XRechnung erfüllt auch das ZUGFeRD-Format die Anforderungen der europäischen Norm 16931, womit es eine verlässliche Basis für den Austausch elektronischer Rechnungen bietet. | Interoperabilität: Während XRechnung standardmäßig über das Peppol-Netzwerk versendet werden kann, ist dies bei ZUGFeRD nicht der Fall. Hier sind zusätzliche Konvertierungsschritte oder alternative Übertragungsmethoden einzuplanen. |
Die Unterschiede zwischen XRechnung und ZUGFeRD im Überblick
Kriterium | XRechnung | ZUGFeRD |
---|---|---|
Syntax | Reiner XML-Datensatz | XML + PDF |
Visuelle Darstellung | Nein | Ja (PDF-Teil) |
Maschinenlesbarkeit | Ja | Ja |
Verwendungsbereich | Vor allem B2G | Vor allem B2B |
Entlastung der Umwelt | Ja, da komplett digital | Möglich (durch XML-Komponente) |
Verarbeitungskosten | Durch Automatisierung niedriger | Durch Automatisierung niedriger |
Einsparung von Ressourcen | Ja | Ja, wenn kein Ausdruck erstellt wird |
Höhere Effizienz im Rechnungswesen | Ja | Ja |
XRechnung vs. ZUGFeRD: Wann Sie welches Format verwenden sollten
Für Unternehmen stellt sich vor allem die Frage, welches Format im konkreten Einzelfall besser geeignet ist. Um herauszufinden, ob sich eher ZUGFeRD oder XRechnung als E-Rechnungsformat anbietet, gilt es, verschiedene Variablen zu berücksichtigen:
- Anforderungen der geschäftlichen Kontakte
- Integration in bestehende IT-Architektur
- Interne Unternehmensprozesse
- Rechtliche Compliance
- Langfristiges Einsparpotenzial
Wenn Sie vorrangig mit öffentlichen Institutionen zusammenarbeiten, empfiehlt es sich, den gesetzlich vorgeschriebenen XRechnung-Standard zu verwenden. Für den B2B-Bereich bietet das ZUGFeRD-Format eine höhere Flexibilität. Falls sie sowohl Aufträge aus dem öffentlichen Sektor als auch von anderen Unternehmen annehmen, bietet sich ZUGFeRD in der Version 2.1 an, das die Anforderungen beider Segmente erfüllt.
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