Was ist Binance Smart Chain?
Vor allem wegen steigender Transaktionskosten beim Marktführer Ethereum begann Anfang 2021 der rasante Aufstieg des Konkurrenten Binance Smart Chain. Das Blockchain-Netzwerk der chinesischen Kryptobörse Binance überzeugt durch geringere Kosten, schnelle Transaktionen und die Kompatibilität mit EVM. Kritik gibt es allerdings an der engen Bindung zum Mutterkonzern.
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Binance Smart Chain in Kürze
Die Binance Smart Chain, kurz BSC, ist ein Blockchain-Netzwerk der chinesischen Handelsplattform Binance. Das Netzwerk ist insbesondere für die Ausführung von Anwendungen geeignet, die auf Smart Contract basieren. Durch schnelle und vergleichsweise günstige Transaktionen sowie die Kompatibilität mit der Ethereum Virtual Machine (EVM) erfreut sich Binance Smart Chain großer Beliebtheit.
Die Probleme bei Ethereum und der Aufstieg von BSC
Um den relativ plötzlichen Erfolg der Binance Smart Chain zu erklären, muss man einen Blick auf Ethereum werfen. Seit 2015 erlaubt das quelloffene System die Programmierung dezentraler Anwendungen direkt auf der Blockchain. Ab dem Jahr 2020 geriet das System allerdings immer wieder in die Schlagzeilen, da die Gebühren für Transaktionen in teils schwindelerregende Höhen schossen. Weil das Netzwerk lediglich eine begrenzte Anzahl gleichzeitiger Transaktionen pro Sekunde erlaubt, stieg die Nachfrage, und damit stiegen auch die Kosten. Zwar arbeitet man bei Ethereum an einer besseren Lösung, bis dahin suchen Nutzer allerdings nach gleichwertigen oder zumindest annähernd vergleichbaren Alternativen – so wie BSC.
Anfang 2021 nutzte die Binance Smart Chain die großen Probleme Ethereums und etablierte sich als deutliche günstigere und dabei zuverlässige Ausweichmöglichkeit. Dies funktioniert auch dadurch, dass die dezentralisierten Finanzmärkte vielfach auf den Open-Source-Gedanken setzen und der Wechsel von Ethereum zur Binance Smart Chain so reibungslos und schnell funktioniert.
BSC gehört zu Binance und ist mit Ethereum kompatibel
Betrieben wird Binance Smart Chain von der größten Kryptobörse der Welt. BSC ist eine modifizierte Ethereum-Fork und war daher von Beginn an eine logische Alternative. Sie verbindet zwei wichtige Vorteile: Zum einen löst sie das Problem der teuren Transaktionen, zum anderen erlaubt sie es Nutzern, Ethereum-Applikationen wie die MetaMask-Wallet zu verwenden. Programmierer haben so die Möglichkeit, den Code von Ethereum auch bei der Arbeit mit der Binance Smart Chain zu verwenden. BSC arbeitet dabei parallel zur nativen Binance Chain (BC). Weil Entwickler DApps – also dezentrale Anwendungen – erstellen können, haben Nutzer die Chance, ihr digitales Vermögen Chain-übergreifend zu verwalten.
Die Funktionsweise von Binance Smart Chain
Binance Smart Chain arbeitet mit einer sogenannten Proof of Staked Authority (PoSA). Diese ist eine Mischung aus delegiertem Proof of Stake (PoS) und Proof of Authority (PoA). Bei BSC bestätigen ausgewählte Prüfer im Netzwerk abwechselnd Transaktionen und generieren neue Blocks nach der PoA-Methode. Maßgeblich für die Auswahl als Prüfer oder auch Validator sind dabei die Höhe des Stakes und das Ansehen innerhalb der Community. Durch dieses Modell werden Blockzeiten von ungefähr drei Sekunden erreicht.
Proof of Stake & Proof of Authority: Unter Proof of Stake (dt. „Anteilsnachweis“) versteht man in Bezug auf Blockchain-Netzwerke ein Verfahren, das bei der Generierung neuer Blöcke eingesetzt wird. Mit Hilfe einer gewichteten Zufallsauswahl, die sich aus der Dauer der Teilnahme oder dem Vermögen eines Teilnehmers ermittelt, wird ein Konsens darüber erzielt, welcher Nutzer den nächsten Block erzeugen darf. Anders bei der Proof of Authority (dt. „Autoritätsnachweis“): Hier werden zu diesem Zweck vertrauenswürdige Teilnehmer ausgewählt, die diese Aufgabe übernehmen.
Binance Smart Chain arbeitet dabei eng mit Binance Chain zusammen, wobei beide Systeme völlig eigenständig bleiben. Es besteht allerdings eine Cross-Chain-Kompatibilität. Weil Assets zwischen beiden Blockchains übertragen werden können, erhält der Nutzer eine Kombination aus der Schnelligkeit der Binance Chain und der Smart-Contract-Funktionalität der BSC. Binance Smart Chain unterstützt den BEP-20-Token-Standard, der vergleichbar ist mit dem ERC20-Standard von Ethereum.
Welche Vorteile bietet Binance Smart Chain?
Es ist nicht verwunderlich, dass die Binance Smart Chain innerhalb so kurzer Zeit so viele Nutzer überzeugen konnte. Die Vorteile sind schließlich immens.
- Eigenständigkeit: Binance Smart Chain ist eine unabhängige Blockchain, die auch losgelöst von Binance Chain funktioniert.
- Hohe Geschwindigkeit: BSC zeichnet sich durch extrem schnelle Vorgänge aus und nutzt in dieser Hinsicht die Vorteile der Binance Chain.
- Niedrige Transaktionskosten: Gerade im Vergleich mit Ethereum ist BSC um ein Vielfaches günstiger. Dies macht Binance Smart Chain zu einer lohnenden Wahl für Entwickler und Nutzer.
- Kompatibilität: Binance Smart Chain ist mit der Ethereum Virtual Machine kompatibel und entsprechende Smart Contracts werden auch von BSC unterstützt. Dies erleichtert auch Programmierern den Umstieg.
Die Schwachpunkte von BSC
Doch auch Binance Smart Chain ist natürlich nicht perfekt. Wie gewichtig die Nachteile sind, hängt von jedem Nutzer selbst ab.
- Zentralisierung: Binance Smart Chain operiert in starker Abhängigkeit zu Binance, dem Mutterkonzern. Anders als bei vielen anderen dezentralisierten Finanzmärkten führt der Weg zu BSC obligatorisch über die zentrale Kryptobörse oder die ebenfalls zentrale Binance-Bridge. Binance kontrolliert daher im Zweifel sämtliche Transaktionen mit den Kryptowährungen.
- PoSA: Während einige Nutzer das PoSA-Prinzip voll und ganz unterstützen, weisen andere auf die Schwachstellen hin. Die Sorge ist hierbei, dass nicht die am besten geeigneten Personen die Kontrolle über die Blockchain haben, sondern im Zweifelsfall diejenigen mit dem meisten Geld.
- Scamming: Eine weitere potenzielle Schwachstelle resultiert aus einem eigentlichen Vorteil. Die niedrigen Transaktionsgebühren sorgen nämlich dafür, dass BSC auch für Betrüger deutlich attraktiver und somit lukrativer als beispielsweise Ethereum ist. Zwar kontrolliert Binance hier streng, dies führt dann allerdings auch wieder zu einer stärkeren Zentralisierung.
Fazit: Kann Binance Smart Chain Ethereum ablösen?
Der große Zweikampf zwischen dem mächtigen Standard Ethereum und seinem vermeintlich kleinen Herausforderer BSC wird wohl nicht nur deshalb ausbleiben, weil Binance Smart Chain eben kein Underdog, sondern Teil einer riesigen Handelsplattform ist. Auch der Abstand zwischen dem Vorreiter und seinem Nachfolger sorgt dafür, dass Ethereum auch in absehbarer Zukunft den Platz an der Spitze behaupten wird. Die große Mehrheit der Entwickler und Anwender setzt nach wie vor auf Ethereum, was letztlich auch einer der Hauptgründe für die hohen Transaktionsgebühren ist und bleibt. Auch die fehlende Dezentralität der Binance Smart Chain spielt dabei wahrscheinlich eine große Rolle.
Dennoch ist der schnelle und stetige Aufstieg der Binance Smart Chain bemerkenswert und wohl noch nicht am Ende angelangt. Zwar arbeitet man bei Ethereum unter Hochdruck an den drängenden Problemen und kann mit einem bewährten und großen Netzwerk punkten, einige Nutzer werden allerdings mit Sicherheit BSC treu bleiben, vor allem wegen der deutlich geringeren Transaktionskosten. Sollte Ethereum seine Probleme mit der Skalierbarkeit beheben, wird sich am Status als Markführer nichts ändern. BSC bleibt dann allerdings weiterhin eine ernstzunehmende Alternative, die ihren Markt finden wird.