Künstler und Patreon: Der Weg in die finanzielle Unabhängigkeit?

Vorbei die Zeiten, in denen man als Künstler großen Sponsoren auffallen musste. Die globale Vernetzung ermöglicht es, eine große Zahl an kleinen Sponsoren zu erreichen: Projekte streichen auf Crowdfunding-Plattformen teilweise enorme Summen ein. Patreon ist eine Crowdfunding-Plattform der etwas anderen Art. Dort werden keine großen Einzelsummen für ein bestimmtes Projekt gesammelt; vielmehr erhalten Musiker, Schriftsteller, Zeichner oder Comic-Autoren regelmäßige Einkünfte aus ihrer Community. Das ermöglicht ihnen, in ihrer Arbeit aufzugehen. Einige Kreative (bei Patreon heißen sie „Creator“) kaufen sich beispielsweise besseres Equipment von ihren Einkünften, andere geben einen zeitraubenden Nebenjob auf, um sich auf ihr Projekt zu konzentrieren. Manche stellen sogar Mitarbeiter ein.

Fans („Patron“ genannt) können über die Plattform von ihnen geschätzte Künstler direkt unterstützen und mit ihnen und der Fangemeinde in Kontakt treten.

So funktioniert Patreon für Unterstützer

Wer einen Creator unterstützen möchte, der benötigt einen Patreon-Account und sollte über eine der dort akzeptierten Zahlmöglichkeiten verfügen. Den Account erstellen Sie in nur wenigen Schritten. Entweder Sie richten ein Konto unter Angabe Ihrer E-Mail-Adresse ein oder Sie melden sich mit Ihrem Facebook-Konto an.

Hinweis

Facebook kann Ihre Patreon-Profil-Daten und Spendenempfänger einsehen, wenn Sie sich darüber einloggen. Einige Berechtigungen können Sie zurückziehen, aber möglicherweise sind vorher bereits Informationen an die Social-Media-Plattform übertragen worden. Wenden Sie sich bei Einwänden direkt an den Dienst.

Nach der Anmeldung gelangen Sie zu Ihrem Benutzerprofil. Patreon schlägt zunächst einige der beliebtesten Projekte vor. Alternativ geben Sie den Namen eines Projekts ein, das Sie unterstützen möchten.

Haben Sie keinen bestimmten Creator im Auge, suchen Sie nach Stichworten. Mit einem Klick auf Ihr Profilfoto in der oberen, rechten Ecke erscheint ein Drop-down-Menü. Klicken Sie auf „Explore Creators“, gelangen Sie auf eine neue Seite. In diesem Bereich können Patreons in verschiedenen Themenbereichen nach neuen Projekten stöbern. Die Auflistung umfasst die Top 20 im jeweiligen Bereich.

Wenn Sie auf ein Projekt klicken, gelangen Sie auf die Profilseite des jeweiligen Creators. Dort stellen sich die Content-Ersteller vor. Im Feed sehen Sie alle Posts. Viele davon werden Sie nicht einsehen können, da es sich um Paid Posts handelt, die nur für zahlende Abonnenten sichtbar sind. Häufig veröffentlichen Creator kostenfreie Inhalte auf anderen Plattformen, beispielsweise YouTube. Auf Patreon schalten sie hingegen Bonusmaterial – mitunter gewähren sie dort aber auch früher Zugang zu ihrem Werk als auf den anderen Plattformen. Mit einem Klick auf den Button „Become a Patron“ reihen Sie sich in die Riege der Sponsoren ein.

Als Sponsor zahlen Sie kontinuierlich einen Betrag an die jeweiligen Personen. Die Creators wählen die unterschiedlichen Abstufungen nach Beitragshöhe selber. Auch die Gegenleistungen legen die Projektleiter selber fest. Es gibt zwei grundlegende Optionen: Sie zahlen entweder einen monatlichen Festbetrag oder Sie sponsern jeden inhaltlichen Beitrag, der in dem Monat erscheint. Dann erhält ein Autor beispielsweise 2 Euro pro herausgebrachter Kurzgeschichte. Veröffentlicht die Person vier Kurzgeschichten in einem Monat, erhält sie 8 Euro, veröffentlicht sie drei Kurzgeschichten, erhält sie 6 Euro von Ihnen am ersten Tag des Folgemonats.

Wer befürchtet, wegen vieler Posts sein Budget zu sehr zu strapazieren, kann ein monatliches Maximum an Beiträgen festlegen. So erhält beispielsweise ein Sprachkurs-Anbieter 3 Euro pro Lernvideo und Sie setzen Ihr Limit bei 3 Beiträgen. Der Kanal postet vier Videos in einem Monat. Dafür erhält das Projekt trotzdem nur 9 Euro von Ihnen, da Sie das vierte Video nicht unterstützen.

Manche Patrons nutzen Vorauskasse. Dann bucht Patreon den ersten monatlichen Beitrag sofort ab. In diesem Fall ist es sinnvoll, das Abonnement am Anfang des Monats zu beginnen. Die Beitragsrangliste, wie oben im Bild zu sehen, beginnt meist bei einem US-Dollar. Aufgrund des Wechselkurses und der Mehrwertsteuer ergibt dies für deutsche Patreon-Nutzer etwa einen Euro.

Ein zusätzlicher Anreiz für die Zahlung ist die Rangfolge. Wer „Fan“ genug ist, wünscht sich außer Bonusmaterial möglicherweise auch einen Austausch mit der Person, Merchandise oder eine hörbare Stimme in der Community. Je höher der Rang, umso ansprechender sollte das Angebot für einen Mäzen sein. Üblicherweise erhält man in einem höheren Rang alle Benefits der niedrigeren Ränge.

Wählen Sie den Betrag, den Sie spenden möchten, und klicken Sie auf den daraufhin erscheinenden Button „Continue“. Nun gelangen Sie zu den Zahlungsmöglichkeiten. Da Patreon seinen Hauptsitz in den USA hat, werden die Beträge in US-$ berechnet. Das erfordert eine entsprechend grenzübergreifende Zahlmethode. Mäzen kann also nur werden, wer eine Kreditkarte besitzt. Deren Daten können Sie direkt angeben oder Sie nutzen ein PayPal-Konto, das mit einer Kreditkarte verbunden ist.

Nach der Zahlung sehen Sie alle Paid-Post-Inhalte, die für Ihren Rang freigeschaltet sind. Einige Patreon-Creators bieten zudem regelmäßig Gruppen-Chats an. Dafür stellt die Plattform eine Verknüpfung mit einem Discord-Server bereit.

Um ein Patreon-Abonnement zu kündigen, rufen Sie Ihren Mitgliedschafts-Bereich auf. Sie finden ihn im Drop-down-Menü, wenn Sie rechts oben auf Ihr Profil-Icon klicken: unter „Memberships“. Klicken Sie auf „Edit“ neben dem jeweiligen Patreon-Account. Sie gelangen daraufhin in Ihren Zahlungsverwaltungsbereich für den Account. Klicken Sie nun auf „Edit or Cancel Payment“. In einem Pop-up-Fenster treffen Sie eine Auswahl zwischen einer Zahlungsänderung und der Kündigung („Cancel your Payment“). Bestätigen Sie dies nochmals mit einem Klick auf den roten Button „Cancel your Payment“.

So funktioniert Patreon für Kreative

Künstler und andere Berufsgruppen, die hauptsächlich als Freelancer ihr Geld verdienen, müssen häufig lange warten, bis jemand eines ihrer Werke kauft. Erst dann haben sie wieder ein bisschen Luft, um die Miete und Materialien zu bezahlen. Für das Alter vorsorgen können die wenigsten. Ein zweites Standbein ist also meist erforderlich, um überhaupt über die Runden zu kommen. Selbst wenn Bewunderer ein Werk oder Merchandise kaufen, reicht dies oft nicht zum Lebensunterhalt. An dieser Stelle kommt Patreon ins Spiel. Mit der Plattform schaffen Kreative die Grundlage für ein regelmäßiges monatliches Einkommen.

Erste Schritte

Der Anmeldungsprozess für einen Creator ist umfangreicher als für Abonnenten. Auf der Hauptseite klicken Sie zunächst auf den Button „Start My Page“. Nachdem Sie Ihren Namen und Ihre E-Mail-Adresse angegeben haben, führt Sie ein Assistent durch den Prozess, mit dem Sie Ihre Projekt-Seite einrichten.

Tipp

Sie arbeiten bereits Vollzeit professionell in Ihrem Bereich? Über den Link Already a full-time creator? gelangen Sie zu einem Formular, das Ihr Vorwissen sowie Grunddaten zu Ihrer Organisation abfragt. Mit den richtigen Voraussetzungen qualifizieren Sie sich für einen persönlichen Launch-Experten.

Der Patreon-Anmeldeassistent fragt Sie, was Sie als Künstler kreieren und ob Ihre Inhalte jugendfrei sind oder nicht.

Im nächsten Schritt gestalten Sie Ihre Seite. Sie wählen ein Profilbild und ein Banner für Ihr Projekt. In einem Textfeld erklären Sie potenziellen Abonnenten, was genau Sie machen. Ist es ein längeres Projekt wie eine Fortsetzungsgeschichte? Veröffentlichen Sie einzelne Beiträge in Ihrem Fachgebiet? Oder bieten Sie Zusatzmaterial für bestehende Fans, die mehr wollen? Alles ist möglich, solange Sie transparent aufklären, warum regelmäßige Unterstützung im Interesse der Sponsoren ist.

Anschließend legen Sie Ihre Sponsorenlevel (Tiers) fest, setzen Ihr erstes Stretch-Goal (Goals) und schreiben eine kurze Dankesnachricht (Thanks) für neue Sponsoren. In der Registerkarte Payments legen Sie fest, wann Ihren Sponsoren das erste Mal Geld abgebucht wird – sofort oder zum ersten des Monats. Sie entscheiden, ob Sie nur für Paid Posts oder monatlich Gebühren erheben.

Im Reiter „Preview“ sehen Sie, wie Ihre Seite aussehen wird. Wollen Sie sich eine zweite Meinung einholen, schicken Sie einen teilbaren Link an Dritte. Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit, lassen Sie mit einem Klick auf den Button „Submit For Review“ Ihren Patreon-Antrag prüfen. Sobald Ihr Projekt freigegeben ist, können Sie Ihren ersten Post veröffentlichen. Folgende Inhalte unterstützt Patreon im Tool:

  • Text
  • Bild
  • Audio
  • Video
  • Livestream
  • Links
  • Umfragen

Geld verdienen mit Patreon

Patreon funktioniert nicht ohne Fans, die bereitwillig Geld geben. Deshalb ist es für Creators essenziell, ihre wachsende Fördergemeinde an sich zu binden. Das erreichen sie nicht nur mit ihrem kreativen Output. Ganz wichtig ist der Austausch mit der Patron-Community. Aber auch andere Vorteile schaffen einen Mehrwert für die Abonnenten. Staffeln Sie als Creator die Benefits nach Förderstufe, um Ihren größten Fans einen Anreiz zu geben. Wichtig ist auch, dass Sie Ihre Zielgruppe genau kennen. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Seit August 2018 ermöglicht Patreon die Zielgruppen-Analyse mit Google Analytics und gezielte Nachrichten an unterschiedliche Nutzergruppen. Falls Sie diese Funktionen verwenden, achten Sie darauf, dass Ihre Seite DSGVO-konform ist. Laut Patreon sind das die fünf erfolgversprechendsten „Rewards“: Early Access: Sponsoren sehen Inhalte vor allen anderen Bonus-Material oder exklusive Inhalte Umfragen nur für Abonnenten Alle Formen der Wertschätzung (Shout-outs, Name im Abspann, Nebencharakter im Werk) Merchandise (Drucke von Künstlern, Kleidung mit Logo, Tassen etc.) Außer Belohnungen für ein bestimmtes Spendenlevel gibt es noch die Stretch-Goals, das sind mittelfristige Ziele eines Creators. Diese Ziele dienen dazu, den Account wachsen zu lassen. Außerdem messen Sie damit Ihren Fortschritt. So sehen Sie, ob sich Patreon für Sie lohnt. Ist ein Stretch-Goal erreicht (etwa: Einnahmen von 3.000 Euro im Monat), verpflichten Sie sich zu einem Extra-Benefit. Das kann eine bessere Kamera für höhere Bildqualität sein oder ein weiterer Angestellter, der hilft, öfter Updates herauszubringen. Manche Inhalte sind aufwendig, aber stark nachgefragt. Das Erreichen eines Stretch-Goals kann die Motivation sein, die Sie brauchen, um das Projekt zu beginnen. Laut eigenen Angaben unterstützen etwa 2 Millionen Sponsoren rund 100.000 Creators, die ihr Einkommen auf Patreon im Schnitt jedes Jahr verdoppeln. Um einen angemessenen Lebensunterhalt mit Patreon zu erwirtschaften, muss man verstehen, wie man für sich selber die Werbetrommel rührt – auch kanalübergreifend. Man muss den Sponsoren etwas bieten, das sie interessiert und nachhaltig anspricht. Für viele Kreative ist die ständige Erreichbarkeit, die die Belohnungen und soziale Medien erfordern, eine große Beanspruchung. Gehen Sie strategisch vor: Kommunizieren Sie offen, was Sie zur Ausübung Ihrer Arbeit benötigen. Bieten Sie keine Belohnungen an, die Sie mehr Zeit und Ressourcen kosten, als Patreon einbringt. Beispielsweise rät der Patreon-Blog Zeichnern, keine großen Kunstwerke im Monatstakt für niedrige Sponsorenlevel anzubieten. Zu viele Interessenten würden den Künstlern ein Arbeitspensum aufbürden, das physisch nicht zu schaffen wäre. Diese Benefit-Strategien haben sich auf der Plattform bereits bewährt: Die Extraportion Wissen: Diese Strategie baut darauf auf, dass Ihre Geldgeber mehr lernen wollen. Für einen gewissen Betrag erhalten sie Zugang zu Tutorials, Trainingsvideos oder einen von Ihnen gestalteten Online-Kurs. Dieses Modell ist nicht nur etwas für Freelance-Lehrende, es bietet sich auch für Künstler an: Die können beispielsweise ihr Know-how in einem Video teilen, das ihren Prozess bei einer bestimmten Technik aufzeigt. In kurzen Videos können sie außerdem einen Vorgeschmack auf kommende Arbeiten geben. Die ausführliche Version erhalten dann nur Sponsoren ab einem bestimmten Beitragslevel. Ideal ist es auch, einen Raum zum Austausch zu schaffen, zum Beispiel einen Community-Chat, in dem Sie Interessierten Bonusaufgaben stellen oder deren Fragen beantworten. Greifbare Werke und direkte Dienstleistung: Patreon-Projekte drehen sich häufig um digitale Inhalte, aber nicht ausschließlich: Für einen meist höheren Betrag produzieren einige Kreative physisch greifbare Werke wie personalisierte und selbst gebrannte Keramiktassen. Andere bieten Dienstleistungen an, zum Beispiel eine persönliche Beratung zum Thema oder eine Übungsstunde. Das gute Gefühl einer Gemeinschaft: Selbst wer noch kein Experte auf einem Gebiet ist, kann eine Gruppe leiten. Denn Gruppenmitglieder teilen dasselbe Interesse, tauschen sich aus und helfen einander – wenn Sie beispielsweise gerade einen anderen Teil Ihres Projekts betreuen. Allein der Beitritt zu einer Gemeinschaft kann Leute dazu bewegen, Ihren Account zu abonnieren. Höhere Level erhalten dann beispielsweise Gehör, indem Sie sie zu Umfragen einladen oder Frage-Antwort-Runden veranstalten. Auch Live-Streams mit einem Chat sind sehr beliebt. Alles für die Fans: Wer in der Öffentlichkeit steht, zieht Fans an. Diese sind nicht nur vom Projekt begeistert, sondern auch von der Person selbst. Gute Belohnungen für Sponsoren dieser Kategorie sind Zeichen der Anerkennung – zum Beispiel das Auflisten ihrer Namen im Abspann eines Videos. Manche Filmemacher benennen sogar Charaktere nach den größten Geldgebern. Fans freuen sich besonders über Exklusivität. Dazu gehören Einblicke hinter die Kulissen und mehr Kontakt zu ihrem Idol. Einige Kreative verfassen limitierte personalisierte Nachrichten, andere chatten persönlich mit einzelnen Sponsoren. Gleiches Recht für alle: Wer viele Fans mit kleinem Einkommen hat – zum Beispiel Teenager – tut gut daran, nur eine einzige Stufe ohne gesonderte Berechtigungen einzurichten. Nach dem Prinzip „Zahlt, was ihr möchtet“ geben die Sponsoren so viel, wie sie problemlos zahlen können. Dabei entsteht ihnen kein Nachteil anderen Sponsoren gegenüber. Trotzdem gibt es einen Anreiz, einen kleinen Betrag zu spenden. Denn offizielle Sponsoren bekommen etwas geboten, das anderen Fans verwehrt bleibt. Das können längere Videos sein, die exklusive Community oder Zugriff auf Lehrmaterial. Hinter der Paywall: Bei dieser Strategie steht der Inhalt im Vordergrund. Wer bestimmte Inhalte sehen will, muss einen Beitrag zahlen. Dafür gibt es drei Ansätze, was genau hinter der Paywall zu finden ist. Entweder es ist das Archiv, Premium-Inhalte oder einfach zusätzliche Inhalte. Das Archiv beinhaltet alle älteren Posts. Häufig sind die neusten Beiträge frei zugänglich. Das gibt potenziellen Sponsoren die Möglichkeit, Ihr Werk kennenzulernen. Dann entscheiden sie, ob ihnen der ständige Zugriff auf sämtliche Posts ein Abonnement wert ist. Premium-Inhalte sollten tiefer in ein Thema eintauchen oder mehr Qualität liefern. Nicht zahlende Nutzer erhalten beispielsweise einen kurzen Crash-Kurs im Leiterstich. Zahlende Abonnenten erhalten ein Schnittmuster und eine genauere Anleitung, wie man ein Kissen oder Stofftier selber macht und mit diesem Stich abschließt. Zusätzliche Inhalte unterscheiden sich nicht von dem, was Sie sonst anbieten. Es ist einfach nur mehr Inhalt. Diese Art der Paywall eignet sich auch für erzählende Medien wie Podcasts, solange man damit keine Fortsetzungsgeschichte für Nicht-Zahler unterbricht. Denn dies könnte neue Unterstützer abschrecken. Zudem sorgen diese Fans wahrscheinlich auf anderen Kanälen für Ihre Werbeeinnahmen.Patreon funktioniert nicht ohne Fans, die bereitwillig Geld geben. Deshalb ist es für Creators essenziell, ihre wachsende Fördergemeinde an sich zu binden. Das erreichen sie nicht nur mit ihrem kreativen Output. Ganz wichtig ist der Austausch mit der Patron-Community. Aber auch andere Vorteile schaffen einen Mehrwert für die Abonnenten. Staffeln Sie als Creator die Benefits nach Förderstufe, um Ihren größten Fans einen Anreiz zu geben. Wichtig ist auch, dass Sie Ihre Zielgruppe genau kennen. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Seit August 2018 ermöglicht Patreon die Zielgruppen-Analyse mit Google Analytics und gezielte Nachrichten an unterschiedliche Nutzergruppen. Falls Sie diese Funktionen verwenden, achten Sie darauf, dass Ihre Seite DSGVO-konform ist.

Laut Patreon sind das die fünf erfolgversprechendsten „Rewards“:

  • Early Access: Sponsoren sehen Inhalte vor allen anderen
  • Bonus-Material oder exklusive Inhalte
  • Umfragen nur für Abonnenten
  • Alle Formen der Wertschätzung (Shout-outs, Name im Abspann, Nebencharakter im Werk)
  • Merchandise (Drucke von Künstlern, Kleidung mit Logo, Tassen etc.)

Außer Belohnungen für ein bestimmtes Spendenlevel gibt es noch die Stretch-Goals, das sind mittelfristige Ziele eines Creators. Diese Ziele dienen dazu, den Account wachsen zu lassen. Außerdem messen Sie damit Ihren Fortschritt. So sehen Sie, ob sich Patreon für Sie lohnt. Ist ein Stretch-Goal erreicht (etwa: Einnahmen von 3.000 Euro im Monat), verpflichten Sie sich zu einem Extra-Benefit. Das kann eine bessere Kamera für höhere Bildqualität sein oder ein weiterer Angestellter, der hilft, öfter Updates herauszubringen. Manche Inhalte sind aufwendig, aber stark nachgefragt. Das Erreichen eines Stretch-Goals kann die Motivation sein, die Sie brauchen, um das Projekt zu beginnen.

Laut eigenen Angaben unterstützen etwa 2 Millionen Sponsoren rund 100.000 Creators, die ihr Einkommen auf Patreon im Schnitt jedes Jahr verdoppeln. Um einen angemessenen Lebensunterhalt mit Patreon zu erwirtschaften, muss man verstehen, wie man für sich selber die Werbetrommel rührt – auch kanalübergreifend. Man muss den Sponsoren etwas bieten, das sie interessiert und nachhaltig anspricht. Für viele Kreative ist die ständige Erreichbarkeit, die die Belohnungen und soziale Medien erfordern, eine große Beanspruchung.

Gehen Sie strategisch vor: Kommunizieren Sie offen, was Sie zur Ausübung Ihrer Arbeit benötigen. Bieten Sie keine Belohnungen an, die Sie mehr Zeit und Ressourcen kosten, als Patreon einbringt. Beispielsweise rät der Patreon-Blog Zeichnern, keine großen Kunstwerke im Monatstakt für niedrige Sponsorenlevel anzubieten. Zu viele Interessenten würden den Künstlern ein Arbeitspensum aufbürden, das physisch nicht zu schaffen wäre.

Diese Benefit-Strategien haben sich auf der Plattform bereits bewährt:

Die Extraportion Wissen: Diese Strategie baut darauf auf, dass Ihre Geldgeber mehr lernen wollen. Für einen gewissen Betrag erhalten sie Zugang zu Tutorials, Trainingsvideos oder einen von Ihnen gestalteten Online-Kurs. Dieses Modell ist nicht nur etwas für Freelance-Lehrende, es bietet sich auch für Künstler an: Die können beispielsweise ihr Know-how in einem Video teilen, das ihren Prozess bei einer bestimmten Technik aufzeigt. In kurzen Videos können sie außerdem einen Vorgeschmack auf kommende Arbeiten geben. Die ausführliche Version erhalten dann nur Sponsoren ab einem bestimmten Beitragslevel. Ideal ist es auch, einen Raum zum Austausch zu schaffen, zum Beispiel einen Community-Chat, in dem Sie Interessierten Bonusaufgaben stellen oder deren Fragen beantworten.

Greifbare Werke und direkte Dienstleistung: Patreon-Projekte drehen sich häufig um digitale Inhalte, aber nicht ausschließlich: Für einen meist höheren Betrag produzieren einige Kreative physisch greifbare Werke wie personalisierte und selbst gebrannte Keramiktassen. Andere bieten Dienstleistungen an, zum Beispiel eine persönliche Beratung zum Thema oder eine Übungsstunde.

Das gute Gefühl einer Gemeinschaft: Selbst wer noch kein Experte auf einem Gebiet ist, kann eine Gruppe leiten. Denn Gruppenmitglieder teilen dasselbe Interesse, tauschen sich aus und helfen einander – wenn Sie beispielsweise gerade einen anderen Teil Ihres Projekts betreuen. Allein der Beitritt zu einer Gemeinschaft kann Leute dazu bewegen, Ihren Account zu abonnieren. Höhere Level erhalten dann beispielsweise Gehör, indem Sie sie zu Umfragen einladen oder Frage-Antwort-Runden veranstalten. Auch Live-Streams mit einem Chat sind sehr beliebt.

Alles für die Fans: Wer in der Öffentlichkeit steht, zieht Fans an. Diese sind nicht nur vom Projekt begeistert, sondern auch von der Person selbst. Gute Belohnungen für Sponsoren dieser Kategorie sind Zeichen der Anerkennung – zum Beispiel das Auflisten ihrer Namen im Abspann eines Videos. Manche Filmemacher benennen sogar Charaktere nach den größten Geldgebern. Fans freuen sich besonders über Exklusivität. Dazu gehören Einblicke hinter die Kulissen und mehr Kontakt zu ihrem Idol. Einige Kreative verfassen limitierte personalisierte Nachrichten, andere chatten persönlich mit einzelnen Sponsoren.

Gleiches Recht für alle: Wer viele Fans mit kleinem Einkommen hat – zum Beispiel Teenager – tut gut daran, nur eine einzige Stufe ohne gesonderte Berechtigungen einzurichten. Nach dem Prinzip „Zahlt, was ihr möchtet“ geben die Sponsoren so viel, wie sie problemlos zahlen können. Dabei entsteht ihnen kein Nachteil anderen Sponsoren gegenüber. Trotzdem gibt es einen Anreiz, einen kleinen Betrag zu spenden. Denn offizielle Sponsoren bekommen etwas geboten, das anderen Fans verwehrt bleibt. Das können längere Videos sein, die exklusive Community oder Zugriff auf Lehrmaterial.

Hinter der Paywall: Bei dieser Strategie steht der Inhalt im Vordergrund. Wer bestimmte Inhalte sehen will, muss einen Beitrag zahlen. Dafür gibt es drei Ansätze, was genau hinter der Paywall zu finden ist. Entweder es ist das Archiv, Premium-Inhalte oder einfach zusätzliche Inhalte.

Das Archiv beinhaltet alle älteren Posts. Häufig sind die neusten Beiträge frei zugänglich. Das gibt potenziellen Sponsoren die Möglichkeit, Ihr Werk kennenzulernen. Dann entscheiden sie, ob ihnen der ständige Zugriff auf sämtliche Posts ein Abonnement wert ist.

Premium-Inhalte sollten tiefer in ein Thema eintauchen oder mehr Qualität liefern. Nicht zahlende Nutzer erhalten beispielsweise einen kurzen Crash-Kurs im Leiterstich. Zahlende Abonnenten erhalten ein Schnittmuster und eine genauere Anleitung, wie man ein Kissen oder Stofftier selber macht und mit diesem Stich abschließt.

Zusätzliche Inhalte unterscheiden sich nicht von dem, was Sie sonst anbieten. Es ist einfach nur mehr Inhalt. Diese Art der Paywall eignet sich auch für erzählende Medien wie Podcasts, solange man damit keine Fortsetzungsgeschichte für Nicht-Zahler unterbricht. Denn dies könnte neue Unterstützer abschrecken. Zudem sorgen diese Fans wahrscheinlich auf anderen Kanälen für Ihre Werbeeinnahmen.

Patreon für deutsche Kreative

Inzwischen schaffen es auf Patreon auch deutsche Künstler, ausreichend Sponsoren um sich zu scharen. Das ist eine beachtliche Leistung, da Patreon bis dato auf den US-amerikanischen Markt zugeschnitten ist. Die Abrechnung erfolgt in Dollar, sämtliche Seitenelemente sind auf Englisch und der überwältigende Teil der Sponsoren kommt aus den USA. Deshalb ist es besonders für anderssprachige Kanäle wichtig, vorab eine gewisse Bekanntheit aufzubauen. Auf der eigenen Website oder YouTube testet man die Resonanz der Fangemeinde. Mit einem Button verweist man dann auf seine Patreon-Seite und die Vorteile, die ein Abonnement bringt.

Hinweis

YouTube-Gaming-Kanäle kennen ihn schon: Inzwischen rollt die Video-Plattform den YouTube-Sponsor-Button auch auf anderen großen Kanälen aus. Fans spenden direkt auf YouTube an ihre Lieblingskanäle und erhalten dafür Vorteile wie personalisierte Emojis oder mehr Inhalte. Bislang verlangt YouTube jedoch 30 % der Einnahmen. Das ist im Vergleich zur Konkurrenz sehr viel. Patreon beispielsweise nimmt nur eine Gebühr von 5 %.

Ein großes Problem war lange Zeit die eingeschränkte Reichweite deutschsprachiger Inhalte. Patreon ist mehrheitlich englischsprachig. Manche lösten das Problem, indem sie ihre Marke internationalisierten: Der YouTube-Kanal „Kurzgesagt – In a Nutshell“ erklärt wissenschaftliche Themen in kurzen, erbaulichen Animationsfilmen mit englischem Voiceover. Der Kanal hat im August 2018 rund 6,8 Millionen Abonnenten und 11.844 Sponsoren auf Patreon. Damit ist es das erfolgreichste Patreon-Projekt aus Deutschland. Das Animationsunternehmen, das die Videos produziert, hat seinen Sitz in München – und einen zweiten, deutschsprachigen Kanal. „Dinge Erklärt – Kurzgesagt“ hat zum gleichen Zeitpunkt etwa 231.000 Abonnenten und kein gesondertes Patreon-Konto. Stattdessen unterstützt funk den Kanal, ein Gemeinschaftsprojekt von ARD und ZDF. Offensichtlich profitiert das international angelegte Projekt auf Patreon von der größeren Reichweite.

Andere haben eine gute Idee, profitieren von ihrer bestehenden Reichweite und erleichtern ihren Fans die Nutzung. Ein bekanntes Beispiel ist der Gaming-Podcast „The Pod“, früher „Auf Ein Bier“. The Pod ist mit 3.700 Sponsoren die deutsche Patreon-Erfolgsgeschichte. Die drei Betreiber kommen alle von der Gamestar, einem der auflagenstärksten Gaming-Magazine Deutschlands, sie sind also keine Unbekannten in der Community. Neu war hingegen ihre Idee: Einen Podcast über Gaming gab es damals noch nicht. Gleichzeit passten sie einen Trend ab. Die Beliebtheit von Podcasts nahm in den letzten Jahren stark zu.

Zudem ist der Patreon-Account von The Pod mit der Website verlinkt. Dort können Nutzer aus Europa direkt und bequem in Euro zahlen. Damit lösen die Macher das Problem, dass Unterstützer häufig erst von einer anderen Website zu Patreon wechseln müssen, um sich abonnierte Inhalte anzusehen.

Fazit

Patreon ist eine vielversprechende Einnahmequelle für selbstständige Künstler. Wer Patreon auf Deutsch nutzen möchte, der sollte idealerweise bereits auf anderen Plattformen bekannt sein und dort auf seinen Patreon-Account verweisen. Denn Accounts mit wenigen Abonnenten sind für potenzielle Sponsoren schwer auffindbar. Nutzen Sie die angebotenen Verknüpfungen, um Ihren Fans die Interaktion möglichst angenehm zu gestalten und Zahlungen zu vereinfachen. Die Plattform erfordert viel Aufmerksamkeit, da Abonnenten Transparenz und Belohnungen erwarten. Doch die Arbeit zahlt sich aus: Über Patreon-Einnahmen können viele Kreative von ihrer Kunst leben und gleichzeitig den direkten Kontakt zu ihren Fans genießen.

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