Ubuntu vs. Debian: Die beiden Linux-Distributionen im Vergleich

Wer als Sieger des Duells Ubuntu vs. Linux hervorgeht, hängt vor allem von den eigenen Ansprüchen ab. Das Derivat überzeugt durch Aktualität und Benutzerfreundlichkeit. Die ältere Distribution punktet vor allem im Bereich Stabilität und hat sich ganz dem Open-Source-Gedanken verschrieben.

Wer entscheidet Ubuntu vs. Debian für sich?

Linux ist schon längst eine ernstzunehmende Alternative zu Windows und macOS. Dabei sind die unterschiedlichen Betriebssysteme, die auf den Linux-Kernel und die GNU-Software-Palette setzen, allerdings keine homogene Gruppe, sondern ein breit gefächertes Angebot für beinahe jeden Anspruch. Zu den beliebtesten und bekanntesten Linux-Distributionen gehören Debian und Ubuntu. Nutzerinnen und Nutzer, die über einen Wechsel zu Linux nachdenken, werden daher mit Sicherheit auch auf diese beiden Optionen stoßen. Stellt sich die Frage: Ubuntu vs. Debian – welche Lösung hat die Nase vorn? Die Antwort ist nicht ganz einfach.

Beide Distributionen haben nämlich nicht nur unterschiedliche Stärken und Schwächen, sondern stehen sich bei allen Unterschieden eigentlich sehr nahe. Das ist kein Wunder, schließlich ist Ubuntu ein Derivat von Debian. Während es den Oldie Debian bereits seit 1993 gibt und dies eine der ersten ausgereiften Linux-Distributionen war, wurde Ubuntu erst 2004 veröffentlicht. Die jüngere Distribution nutzt dabei Teile der Architektur und Infrastruktur von Debian, verfolgt insgesamt allerdings einen anderen Ansatz. Möchte man also eine Wahl zwischen Ubuntu vs. Debian treffen, bietet es sich an, beide Anwärter gegenüberüberzustellen.

Ubuntu vs. Debian: Welche Unterschiede gibt es?

Wir untersuchen die beiden Distributionen anhand einiger wichtiger Aspekte und Unterschiede. So sehen Sie bereits, welches der beiden kostenlosen Betriebssysteme Ihren Vorstellungen am ehesten entspricht. Alle Informationen sind auf dem Stand von Januar 2023.

1: Anforderungen an die Hardware

Beginnen wir das Duell Ubuntu vs. Debian ganz am Anfang. Bevor Sie sich entschließen, auf eines der beiden Systeme zu setzen, sollten Sie über die Hardware-Anforderungen Bescheid wissen. Bereits hier gibt es ein paar Unterschiede. Die aktuelle Version von Debian ist 11.6 „Bullseye“. Diese benötigt mindestens einen Prozessor mit 1 GHz, 1 Gigabyte RAM und 10 Gigabyte Festplattenspeicher. Bei Ubuntu muss man hier differenzieren, da es neben der Desktop-Variante auch eine Server-Edition gibt. Die empfohlenen Eckpunkte der Hardware liegen bei der Desktop-Edition von Ubuntu 18.04 bei 2 Gigabyte RAM, 25 Gigabyte Speicher und einem 2-GHz-Doppelkernprozessor.

Zwar ist die Server-Edition von Ubuntu mit 1,2 GHz, 256 Megabyte Arbeitsspeicher und einem 1,5 Gigabyte großen Datenspeicher deutlich genügsamer; stellt man aber die beiden Desktop-Varianten gegenüber, sind die Mindestanforderungen von Debian deutlich geringer. Es gibt zahlreiche Derivate wie Xubuntu|, die sogar mit noch weniger auskommen. Dass Debian so geringe Ansprüche hat, hat gute Gründe, die im weiteren Verlauf des Vergleichs Ubuntu vs. Debian deutlich werden.

2: Installation und Konfiguration

Die Installation und tägliche Nutzung unterscheiden sich bei den Distributionen deutlich. Gerade hier kommt es darauf an, was genau Sie von Ihrem Betriebssystem erwarten. Setzen Sie auf eine einfache Installation und große Benutzerfreundlichkeit, dann ist Ubuntu das System Ihrer Wahl. Die Installation und Handhabung von Ubuntu sind sehr viel einfacher. Hier wird einer der Hauptunterschiede zwischen beiden sichtbar: Ubuntu ist ein Betriebssystem für Laien und erfahrene User gleichermaßen. An Debian hingegen haben eigentlich nur Profis Freude. Installation und Einrichtung sind hier sehr komplex.

3: Software

Debian ist eine gute Wahl für Puristinnen und Puristen. Ausschließlich quelloffene Software wird standardmäßig installiert. Kommerzielle Software erhält hingegen oftmals gar keine Unterstützung. Das gilt selbst für Programme, die für die meisten Nutzerinnen und Nutzer zum Standard gehören. Das Angebot an Software-Paketen ist zwar gewaltig, viele bekannte Programme sucht man allerdings vergeblich. Wenn Sie jedoch Erfahrung im Umgang mit Betriebssystemen haben, Freiheiten zu schätzen wissen und den Open-Source-Gedanken bevorzugen, werden Sie sich bei Debian wohlfühlen. Die Distribution bietet zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten und erlaubt Nutzerinnen und Nutzern, sich frei zu entfalten.

Ubuntu setzt auch im Bereich Software voll und ganz auf Benutzerfreundlichkeit. Der jüngere Herausforderer muss sich nicht verstecken, wenn es um die Verfügbarkeit von Programmen geht. Unterstützt werden allerdings auch kommerzielle Anbieter, sodass Ubuntu als eine Alternative zu anderen Betriebssystemen gesehen werden kann, die ähnlich einfach zu bedienen ist und kaum Einschränkungen mitbringt. Für Unternehmen, die voll auf Open Source setzen möchten, ist das allerdings unter Umständen ein Nachteil. Nur bei Debian können Sie immer sicher sein, dass die verwendete Software quelloffen ist.

4: Pakete und Releases

Beim Thema Pakete scheint der Wettkampf Ubuntu vs. Debian eine Pause einzulegen. Beide Distributionen sind sich einig und nutzen Debian Package (oder auch dpkg) für die Verwaltung. Auch die grafische Unterstützung über Synaptic verbindet die beiden, wobei Ubuntu seit Jahren außerdem ein eigenes Software Center hat, das sich ebenfalls vor allem an jene Nutzerinnen und Nutzer richtet, die großen Wert auf Bequemlichkeit legen. Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass die Unterschiede zwischen Original und Derivat auch hier gewaltig sind. Der Hauptgrund dafür ist einmal mehr die grundverschiedene Herangehensweise.

Die Programmversionen von Ubuntu sind eigentlich immer auf dem neuesten Stand. Nutzerinnen und Nutzer können sich über die aktuellen Versionen freuen und damit auch von mehr Features profitieren. Hier steht erneut die Benutzerfreundlichkeit im Fokus – lange Wartezeiten sollen vermieden werden. Debian dafür ist deutlich gemächlicher. Viele Pakete sind älter und damit teils auch nicht mehr aktuell. Es gibt im Vergleich deutlich weniger Updates, was gerade bei der Nutzung neuer Software problematisch sein kann. Der Grund für diese Herangehensweise ist die Stabilität. Bei Debian können Sie davon ausgehen, dass sämtliche Pakete ausgiebig getestet wurden.

5: Entwicklungshintergründe

Die beiden Herangehensweisen, die Ubuntu und Debian voneinander unterscheiden, sind auch durch ihre Backgrounds zu erklären. Debian hat sich ganz dem Ursprungsgedanken von Linux verschrieben. Eine engagierte Community überwacht das Projekt und entwickelt es weiter. Der Open-Source-Ansatz steht dabei zu jeder Zeit im Mittelpunkt. Das mag unter Umständen auf Kosten der Aktualität gehen, sorgt aber auch für maximale Sicherheit. Alle verwendeten Komponenten sind frei und quelloffen, und gibt es Fragen, steht Ihnen eine hilfreiche Community mit Rat und Tat zur Seite. Nicht zuletzt diese Aspekte machen Debian auch zu einem beliebten Server-Betriebssystem.

Auch über Ubuntu kann man viel Positives sagen. Für einige Linux-Nutzerinnen und -Nutzer ist die Distribution trotzdem ein rotes Tuch. Zwar wird sie kostenlos vertrieben und von einer Community unterstützt, Herausgeber ist allerdings das britische Unternehmen Canonical. Diese Firma trifft im Zweifel eher Entscheidungen, die Ubuntu ein wenig massenkompatibler machen. Die Berücksichtigung proprietärer Software und die deutlich höhere Release-Dichte sind Beispiele dafür. Ubuntu ist insgesamt moderner und benutzerfreundlicher, was häufig den Vergleich zu Microsoft aufkommen lässt. Viele Profis bevorzugen stattdessen das kompliziertere, aber individuellere Debian.

Welche Vor- und Nachteile hat Ubuntu?

Für eine Entscheidung zwischen Ubuntu und Debian lohnt sich ein Blick auf die jeweiligen Vor- und Nachteile der Distributionen. Hier finden Sie die Pros und Contras für Ubuntu auf einen Blick:

Vorteile Nachteile
Hohe Benutzerfreundlichkeit Höhere Anforderungen an die Hardware
Einfache Installation und Konfiguration Kontrolliert von einem Unternehmen
Große Auswahl für Software Probleme nach Updates möglich
Immer auf dem neuesten Stand  
Moderner Look  
Hohe Kompatibilität  

Welche Vor- und Nachteile hat Debian?

Wie der ältere Anwärter abschneidet, haben wir im direkten Vergleich überprüft. Dies sind die Vor- und Nachteile von Ubuntu auf einen Blick:

Vorteile Nachteile
Ohne Ausnahmen Open Source Deutlich kompliziertere Installation und Nutzung
Herausragende Stabilität Weniger Releases und dadurch teils veraltete Software
Zahlreiche Software-Optionen Keine regelmäßigen Updates
Engagierte Community Keine Unterstützung für viele kommerzielle Programme
Geringere Anforderungen an die Hardware  

Ubuntu vs. Debian: Fazit

Wer also gewinnt das Duell Ubuntu vs. Debian? Oder anders gefragt: Welches Betriebssystem ist für welchen Nutzer bzw. welche Nutzerin geeignet? Beide Lösungen sind für die Desktop-Nutzung oder als Linux-Server-Distributionen sehr empfehlenswert und erfreuen sich großer Beliebtheit. Ihr unterschiedlicher Ansatz legt jedoch bereits nahe, welche Zielgruppe die beiden Optionen bedienen. Wenn Sie eine Alternative zu Microsoft oder macOS suchen und viel Wert auf Benutzerfreundlichkeit und Aktualität legen, ist Ubuntu die bessere Wahl. Installation, Konfiguration und tägliche Nutzung sind sehr einfach und intuitiv.

Debian hingegen ist eine Linux-Distribution für Profis. Zwar mag die Nutzung immer noch einfacher sein als zum Beispiel beim puristischen Arch Linux, Anfängerinnen und Anfänger sind bei Debian aber dennoch mit Sicherheit überfordert. Auch die sehr langsame Veröffentlichungspolitik wird die meisten Laien eher abschrecken. Wer sich allerdings mit der Materie auskennt, eine freie Herangehensweise schätzt und auf stabile Programme angewiesen ist, kann guten Gewissens zum Klassiker greifen.

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