Webserver vs. Application Server: Welche Unterschiede gibt es?
Webserver und Application Server weisen viele Eigenheiten und Unterschiede auf, sie können allerdings auch zusammenarbeiten.
Webserver vs. Application Server: Darum geht es
Netzwerke müssen innerhalb kürzester Zeit zahlreiche, teils umfangreiche Anfragen bedienen und dabei nach modernsten Sicherheitsstandards funktionieren. Dies ist nur möglich, wenn die unterschiedlichen Programme optimal zusammenarbeiten. Das Client-Server-Modell hat sich als erfolgreiches System bewiesen, in dem Aufgaben und Dienste für einen reibungslosen Ablauf verteilt werden können. Zwei mögliche Instanzen innerhalb dieser Architektur sind Webserver und Anwendungsserver. Diese werden häufig miteinander verwechselt, weisen allerdings neben Gemeinsamkeiten auch zahlreiche Unterschiede auf, auf die wir hier näher eingehen. Zuvor erklären wir Ihnen allerdings, was es mit diesen beiden Servern überhaupt auf sich hat.
Was ist ein Webserver?
Wenn Sie im Internet unterwegs sind, ist der Webserver Ihr ständiger Ansprechpartner. Inhalte sämtlicher Websites werden auf einem solchen Server hinterlegt und dann für Nutzerinnen und Nutzern bereitgestellt. In der Regel werden diese Server von bestimmten Anbietern gehostet, die ihre Dienste den Betreiberinnen und Betreibern eines Online-Auftritts zur Verfügung stellen. Größere Firmen verfügen unter Umständen über einen eigenen Webserver für ihre Internet-Inhalte und optional ihr Intranet. Die Hauptaufgabe eines Webservers ist die Übertragung von Daten an den Client. Diese sind dabei statisch.
Zusätzlich erfüllt ein Webserver noch einige andere Aufgaben. Dazu gehören etwa:
- HTTP-Caching: Um größere Datenmengen besser zu verarbeiten, können Webserver durch Caching aufwendige Inhalte puffern.
- Kommunikation: Fehler und Erfolge werden über Statuscodes oder Fehlerseiten mit dem jeweiligen Browser geteilt.
- Protokoll: Alle Anfragen werden in einer Logdatei hinterlegt und gespeichert.
- Sicherheit: Webserver bieten eine Verschlüsselung mittels HTTPS.
- Verwaltung von Cookies: Cookies können von Webservern verwaltet werden.
- Weiterleitungen: Webserver können über eine Rewrite Engine auf ein anderes Dokument weiterleiten.
- Zugriffsbeschränkung: Der Webserver bietet auch die Möglichkeit, Identitäten abzufragen und zu bestätigen.
Was ist ein Anwendungsserver?
Ein Application Server stellt Programme zur Verfügung und führt diese aus. Dabei kann es sich um unterschiedliche Dienste wie Authentifizierungen, Transaktionen, Verzeichnisse oder Datenbanken, aber auch um Office-Programme, Verwaltungssoftware oder Kalender handeln. Auf diese Programme erhält der Client dann Zugriff. Anwendungsserver kommen häufig in den IT-Infrastrukturen großer Unternehmen zum Einsatz. Das vermeidet u. a. Probleme mit der Software-Kompatibilität, stärkt die Sicherheitsarchitektur und kann die Performance verbessern.
Neben einigen speziellen Eigenschaften, die je nach Anbieter variieren können, verfügen Anwendungsserver über explizite und implizite Merkmale. Die expliziten Eigenschaften sind folgende:
- Anbindung an Datenbanken und höherwertige Dienste
- Asynchrone Kommunikation
- Kapselung von Datenquellen
- Persistenz
- Verzeichnisdienste
Dazu kommen einige implizite Merkmale wie diese:
- Kalibrierung
- Laufzeitmanagement
- Logging-Funktionen
- Monitoring
- Skalierbarkeit
- Software Lifecycle Management
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Unterschiede zwischen Webserver und Application Server
Beim Blick auf die Besonderheiten wird deutlich, dass die beiden Servertypen zwar durchaus Gemeinsamkeiten haben, sich durch ihr Einsatzgebiet und ihre Spezifikationen allerdings auch klar unterscheiden. Wo genau die Unterschiede liegen, zeigen wir Ihnen im direkten Vergleich von Webserver und Application Server.
1: Einsatzzweck
Bei einem Webserver handelt es sich um eine Software oder Hardware, die dabei hilft, Websites zur Verfügung zu stellen und den Zugriff auf diese Seiten über das Internet oder Intranet durchzuführen. Besucherinnen und Besucher stellen dabei Anfragen, die über den Webserver beantwortet werden. Ein Anwendungsserver ist hingegen ein Software-Framework, das Clients bestimmte Programme oder Zugänge zu einer Datenbank bereitstellt.
2: Content
Ein großer Unterschied liegt in der Art der Inhalte, die von den beiden Servertypen bearbeitet werden. Der Content, den Webserver bereitstellen, ist statisch. Der Server beantwortet HTTP-Anfragen und führt die Funktionen einer Website aus. Bei den gehosteten und ausgelieferten Inhalten kann es sich z. B. um Text, Bilder, JavaScript oder CSS handeln. Ein Anwendungsserver dagegen liefert dynamische Inhalte. Er stellt die Geschäftslogik (Business Logic) für Apps mit Hilfe verschiedener Protokolle bereit. Bei diesen Protokollen kann es sich auch um HTTP handeln.
3: Hauptfunktionen
Auch hinsichtlich der Hauptfunktionen gibt es große Unterschiede. Die Hauptfunktion des Webservers ist die durchgängige Bereitstellung von HTML-, PHP- und ASP-Dateien für die jeweiligen Webbrowser. Greift dann eine Nutzerin oder ein Nutzer auf die entsprechende Webseite zu, werden deren Inhalte umgehend ausgeliefert. Der Application Server stellt unterschiedliche Anwendungen zur Verfügung, die dann von jedem Client in einem Netzwerk ohne Verzögerung genutzt werden können.
4: Weitere Funktionen
Webserver können auch für einige andere Anwendungen eingesetzt werden. So setzen einige Spiele, Unternehmensanwendungen oder Datenspeicher auf die Unterstützung durch einen Webserver. Der Anwendungsserver stellt neben seiner Hauptaufgabe auch webbasierte Software und unternehmensbasierte Programme zur Verfügung.
5: Ressourcennutzung
Ein großer Unterschied ist bei der Ressourcennutzung festzustellen. Im Vergleich zu einem Webserver benötigt ein Anwendungsserver in der Regel deutlich größere Ressourcen. Dies ist insbesondere auf größere Dateien und längere Prozesse zurückzuführen. Auch der Datenverkehr ist bei der Nutzung eines Application Servers deutlich höher als bei einem Webserver.
6: Multithreading
Multithreading meint das gleichzeitige Abarbeiten mehrerer Aufgaben oder die parallele Ausführung unterschiedlicher Prozesse. Diese Arbeitsweise wird lediglich vom Anwendungsserver unterstützt, der die Verarbeitung mehrerer Anfragen zur selben Zeit ermöglicht. Ein Webserver hingegen bietet diese Option nicht, sondern führt Aufgaben immer nacheinander aus.
7: Architektur
Die Architektur eines Netzwerks mit Webserver ist deutlich einfacher. Hier sendet ein Client eine Anfrage im Format HTTP direkt an den Webserver. Dieser greift auf eine Datenbank zu und gibt die angefragten Dateien in Form einer HTTP-Response zurück. Der Aufbau ist also vergleichsweise simpel und nutzt möglichst direkte Wege.
Der Application Server hingegen befindet sich zwischen Webserver und Datenbank. Der Client schickt in diesem Fall ebenfalls einen HTTP-Request an den Webserver. Dieser sendet ihn weiter an den Anwendungsserver, der ihn wiederum in eine Servlet-Anfrage umwandelt und an die Datenbank sendet. Dort wird die Anfrage bearbeitet und zurück an den Application Server gespielt. Dieser gibt die Response weiter an den Webserver, der sie zurück in das HTTP-Format umwandelt und an den Client ausspielt. Auf diese Weise können auch dynamische Inhalte zur Verfügung gestellt werden.
8: Anbieter
Zu den bekanntesten und meistgenutzten Anbietern von Webservern gehören die folgenden:
- Apache HTTP Server
- Caddy
- Cherokee
- Lite Speed Webserver
- Microsoft IIS
- NGINX
Einen umfassenden Vergleich von NGINX vs. Apache finden Sie ebenfalls im Digital Guide.
Die beliebtesten Application Server sind:
- Apache Tomcat
- IBM CICS
- Lite Speed Webserver
- NGINX
- Oracle Web Logic
- Red Hat JBoss Enterprise Application Platform
- Wildfly
Sowohl für Webserver als auch für Application Server gibt es kommerzielle und Open-Source-Lösungen.
Funktionieren die beiden Server auch gemeinsam?
Beim Blick auf die Architektur fällt auf, dass es zwar einige große Unterschiede zwischen Webservern und Application Servern geben mag, beide allerdings auch miteinander arbeiten. Gerade wenn eine Website statischen und dynamischen Content anbieten möchte, lohnt es sich, die beiden Servertypen zu kombinieren. Der Webserver leitet dabei die Anfragen an den Application Server weiter und gibt dessen Antworten zurück an den Client. Eine Entweder-oder-Entscheidung ist also nicht immer nötig. Einige Anwendungsserver enthalten sogar bereits Webserver.
Webserver vs. Application Server: Welche Option ist die passende?
Da der Webserver in erster Linie dafür zuständig ist, die Inhalte einer Website vollumfänglich, schnell und zu jeder Zeit darzustellen, und der Application Server vor allem für die Geschäftslogik und Verfügbarkeit der unterschiedlichen Anwendungen verantwortlich ist, stellt sich die Frage, wann welcher Servertyp passend ist.
Auf einen Webserver greifen Sie zurück, wenn Sie lediglich statische Inhalte auf Ihrer Website einbauen möchten. Werden auch dynamische Inhalte benötigt, wäre dementsprechend die Kombination aus Webserver und Anwendungsserver gefragt.
Die Grenzen zwischen Webserver und Application Server verschwimmen dabei allerdings immer mehr. Populäre Anbieter wie Apache oder NGINX stellen eine Kombination aus beiden Servertypen zur Verfügung und werden somit den Ansprüchen gerecht, die an moderne Websites gestellt werden. Eine alleinige Konzentration auf statische Inhalte kann in Zukunft bereits überholt sein. Daher bietet es sich an, Webserver und Application Server nicht als Kontrahenten zu betrachten, sondern als zwei Möglichkeiten, mit denen Sie Ihre Website noch genauer auf Ihre Ansprüche zuschneiden können.