WebDAV: So funktioniert die HTTP-Erweiterung
WebDAV ist ein Übertragungsprotokoll, das es ermöglicht, Dateien oder komplette Verzeichnisse über das Internet bereitzustellen und an verschiedene Geräte zu übertragen. Worum genau es sich bei dem Protokoll handelt, was dessen Vorteile sind und welche WebDAV-Alternativen es gibt, erklären wir Ihnen in diesem Artikel.
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Was ist WebDAV?
Das WebDAV-Protokoll wurde von drei Arbeitsgruppen der IETF (Internet Engineering Task Force) entwickelt. Initiator war Jim Whitehead, der die Gruppen 1996 nach einem Treffen mit Sir Tim Berners Lee, dem Erfinder des World Wide Web, gegründet hatte. Sir Tim Berners Lee hatte das Internet ursprünglich so geplant, dass Webseiten nicht nur von jedem gelesen, sondern auch von jedem bearbeitet werden könnten. Da die Bearbeitungsmöglichkeiten aus praktischen Gründen jedoch mit dem Basis-Protokollsatz nicht umgesetzt werden konnten, entwickelten Whitehead und Lee gemeinsam die Idee zu WebDAV. Eine erste Version des Protokolls wurde 1999 in RFC 2518 spezifiziert. Die aktuelle Fassung des Übertragungsprotokolls lässt sich in RFC 4918 nachlesen.
WebDAV ist ein Netzwerkprotokoll, wobei die Abkürzung für „Web-based Distributed Authoring and Versioning“ (dt. verteilte Erstellung und Versionierung von Dokumenten im Web) steht. Mit WebDAV können Dateien über das Internet bereitgestellt und übertragen werden. Es ergänzt das Hypertext Transfer Protocol (HTTP), das ausschließlich für das Anzeigen der Webseiten zuständig ist.
Wie funktioniert das WebDAV-Protokoll?
Um WebDAV für die Übertragung von Daten nutzen zu können, müssen sowohl Client als auch Server das Protokoll unterstützen. Da es sich um einen etablierten Standard handelt, verfügen aber eigentlich alle gängigen Webserver über eine entsprechende Implementierung. Und auch diverse Betriebssysteme wie Windows (seit XP), macOS oder Linux bieten heute standardmäßig Support für Übertragungen via WebDAV-Protokoll.
Unter Windows benötigen Sie beispielsweise keinerlei zusätzliche Software oder Treiber. Innerhalb des Explorers können Sie eine WebDAV-Verbindung zu einem Server einrichten und aufbauen, woraufhin die entsprechende Plattform für den Datenaustausch wie ein Computerlaufwerk angezeigt wird. Dies bedeutet im Umkehrschluss auch, dass Sie dort gespeicherte Dateien wie in Windows gewohnt öffnen, bearbeiten und löschen bzw. auf dem Server speichern können. Das Übertragungsprotokoll ermöglicht Nutzern somit, in Echtzeit auf Cloud-Dateien bzw. Dateien auf einem separaten Server ohne umständliches Downloaden, Zwischenspeichern, Bearbeiten und Uploaden zuzugreifen.
WebDAV auf dem Server einrichten – so funktioniert‘s
Die Einrichtung einer Verbindung mit WebDAV ist bei jedem Anbieter unterschiedlich. Normalerweise gibt es die Möglichkeit, auf dem Server eine Zugriffsverwaltung bzw. einen Log-in einzurichten. Dieser Zugang kann dann später dazu verwendet werden, Dateien über das Protokoll zu übertragen. Zusätzlich zu einem individuellen Benutzernamen und Passwort umfassen diese Anmeldeinformationen unter anderem auch immer die IP-Adresse des Servers.
So lässt sich die Verbindung zu einem WebDAV-Server auf Windows einrichten
Unter Windows ist die Einrichtung einer Verbindung mit einem WebDAV-Server verhältnismäßig einfach. Gehen Sie folgendermaßen vor:
- Öffnen Sie den Windows-Explorer.
- Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf „Dieser PC“ und wählen Sie die Option „Netzwerkadresse hinzufügen“ aus.
- Klicken Sie auf „Eine benutzerdefinierte Netzwerkadresse auswählen“ und tippen Sie die IP-Adresse des WebDAV-Servers ein.
- Drücken Sie auf „Weiter“.
- Im nun geöffneten Fenster geben Sie Ihre Log-in-Details ein und bestätigen diese, um den Einrichtungsprozess abzuschließen.
- Unter „Dieser PC“ sollten Sie nun unter anderem auch die neu eingerichtete Zugriffsmöglichkeit für den WebDAV-Server vorfinden.
Wollen Sie Dateien in der Cloud speichern und diese wie in der voranstehenden Anleitung beschrieben mit WebDAV in Ihre Systemstrukturen einbinden, können Sie dies unter anderem mit dem HiDrive Cloud Speicher von IONOS.
Welche Vorteile bietet das WebDAV-Protokoll?
Da WebDAV auf HTTP aufsetzt, nutzt es für die Übertragung ebenfalls den HTTP-Standard-Port 80, der von Firewalls für gewöhnlich nicht blockiert wird. Bei alternativen Übertragungsmethoden wie FTP oder SSH müssen häufig zusätzliche Ports über die Einstellung der Firewall freigegeben werden. Das ist nicht nur mit einem erhöhten Aufwand bei der Konfiguration verbunden, sondern birgt auch zusätzliche Sicherheitsrisiken. Bei der Übertragung via WebDAV ist die Sicherheit der Daten hingegen nicht durch derartige Probleme gefährdet. Da außerdem der zusätzliche Einrichtungsaufwand entfällt (insbesondere auch, da sich ein WebDAV-Server ganz einfach innerhalb eines bestehenden HTTP-Servers integrieren lässt), sparen die zuständigen Systemadministratoren zudem eine Menge Zeit und Aufwand.
Server- und Client-Support von WebDAV im Überblick
Welche Server und Clients sind mit dem WebDAV Protokoll kompatibel? Die folgende Auflistung gibt einen Überblick.
Server, die das WebDAV Protokoll unterstützen
- Apache HTTP Server: verschiedene WebDAV-Module, die wahlweise auf dem Linux-Tool davfs2 oder der Versionsverwaltung Apache Subversion (SVN) basieren
- Microsofts IIS: eigenes WebDAV-Modul
- NGINX: eigenes, sehr limitiertes WebDAV-Modul oder Option, ein anbieterfremdes Modul zu beziehen
- SabreDAV: PHP-Anwendung, die sich in Apache oder NGINX als WebDAV-Aufsatz anstelle der mitgelieferten Module nutzen lässt
- ownCloud: Cloud-Speicher-Anwendung mit vollständiger WebDAV-Unterstützung
- Nextcloud: ownCloud-Ableger, der ebenfalls WebDAV-Support bietet
- lighttpd: optionales Modul verfügbar
- Caddy: optionales Modul verfügbar
Clients, die das WebDAV Protokoll unterstützen
Welche Alternativen zu WebDAV gibt es?
WebDAV ist Teil der Internetprotokoll-Familie. Welche Alternativen es zum WebDAV-Protokoll gibt, ist nachfolgend aufgelistet. Die zwei meistgenutzten Alternativen zum WebDAV-Protokoll sind FTP und SFTP:
- FTP (File Transfer Protocol): Einfaches Netzwerkprotokoll, das die Übertragung von Dateien in Computernetzwerken ermöglicht; kombinierbar mit SSL/TLS (FTPS) für sicheren Datenverkehr
- SSH File Transfer Protocol (SFTP): Ergänzung von FTP durch das Protokoll Secure Shell (SSH), das dem Transportprotokoll zusätzliche sichere Dateiübertragungsfunktionen verleiht
Außerdem gibt es noch die folgenden Alternativen:
- Rsync: Protokoll und Tool für das Synchronisieren von Dateien
- AtomPub: Auf HTTP basierendes Protokoll zum Erstellen und Aktualisieren von Webressourcen
- Content Management Interoperability Services (CMIS): Offener Standard, der verschiedenen Content-Management-Systemen den Austausch von Informationen über das Internet ermöglicht
- Wiki-Software: Zum Beispiel MediaWiki
- Linked Data Platform (LDP): Spezifikation für verknüpfte Daten