Raspberry Pi SSH-Zugriff aktivieren und nutzen

Der Raspberry Pi macht nicht nur als elementare Hardware-Komponente kreativer DIY-Projekte eine gute Figur. Der britische Minicomputer ist aufgrund seiner ordentlichen Rechenleistung und des minimalistischen Stromverbrauchs auch stark als Basis für den Betrieb von Servern verschiedenster Art (z. B. Cloud-, DNS-, oder Minecraft-Server) gefragt. Um dabei nicht immer Tastatur und Monitor anschließen zu müssen, wenn Änderungen an den Server-Konfigurationen vorgenommen werden sollen, bauen viele Nutzer auf den Remote-Zugriff via SSH (Secure Shell).

SSH auf dem Raspberry Pi einrichten – die Ausgangslage

Wer einen Server auf dem Raspberry Pi betreibt, greift in den meisten Fällen auf das als Standard geltende Raspbian als Software-Basis zurück. Die neueren Versionen der Linux-Distribution für den Pi haben einen SSH-Dienst, der für den Aufbau der verschlüsselten Remote-Verbindungen benötigt wird, bereits standardmäßig installiert. Aus Sicherheitsgründen ist der Service mittlerweile aber nicht mehr von Beginn an aktiviert – es ist also notwendig, diesen zunächst anzuschalten, um die Möglichkeiten des Remote-Zugriffs wahrzunehmen. Während Linux- und macOS-Benutzer die Verbindung via SSH einfach über die Shell bzw. das Terminal aufbauen können, benötigen Windows-Nutzer zusätzliche Software wie PuTTY oder WinSCP.

Hinweis

Bei „pi“ handelt es sich um das Raspbian-Standardprofil, das immer das gleiche Passwort („raspberry“) hat. Als der SSH-Service noch standardmäßig aktiviert war, konnte sich also jeder Nutzer, der eine Netzwerkverbindung zum Raspberry herstellen konnte, auf diesem problemlos einloggen, wenn die Anmeldeinformationen nicht geändert wurden. Dies war der Grund dafür, dass SSH im Grundsetup deaktiviert wurde.

Tutorial: So aktivieren Sie SSH auf dem Raspberry Pi

SSH wurde also vor dem Hintergrund eines potenziellen und viel zu leicht möglichen Fremdzugriffs standardmäßig deaktiviert. Damit Sie sich diesem Risiko jedoch nicht unfreiwillig bei der manuellen Aktivierung von SSH ausgeben, sollten Sie das Passwort für den Benutzer „pi“ unbedingt so bald wie möglich ändern – in jedem Fall, bevor Sie sich bzw. das Netzwerk mit dem Internet verbinden.

Für die Aktivierung von SSH gibt es derweil folgende vier Möglichkeiten:

Lösung 1: ssh-Datei im boot-Verzeichnis auf der SD-Karte erstellen

Fehlt Ihnen die Möglichkeit, den Raspberry via Tastatur und Bildschirm direkt zu bedienen, können Sie stattdessen einen einfachen Trick anwenden: Sie greifen von einem externen Computer auf die microSD-Karte zu, auf der Sie Raspbian installiert haben, und erstellen im boot-Verzeichnis eine Datei mit dem Namen ssh. Wichtig ist, dass Sie in diesem Fall keine Dateiendung verwenden und auch darauf achten, dass diese nicht automatisch hinzugefügt wird (passiert häufig unter Windows). Booten Sie den Minicomputer im Anschluss erneut, ist der SSH-Zugriff aktiviert.

Lösung 2: SSH-Server via Desktop aktivieren

Wenn Sie den Minicomputer an Tastatur, Maus und Bildschirm anschließen, können Sie SSH auf Ihrem Raspberry Pi auch einfach über die Desktop-Oberfläche anschalten. Öffnen Sie zu diesem Zweck das Startmenü und navigieren Sie über den Menüpunkt „Preferences“ zur „Raspberry Pi Configuration“. Unter dem Reiter „Interfaces“ finden Sie u. a. den entsprechenden Eintrag zu SSH inklusive der Standardeinstellung („disabled“ = deaktiviert), die Sie an dieser Stelle umkehren. Anschließend bestätigen Sie die Änderung durch einen Klick auf „OK“.

Lösung 3: SSH via Terminal in der raspi-config aktivieren

Haben Sie Tastatur und Bildschirm an Ihren Raspberry angeschlossen, können Sie den SSH-Zugriff auch über das Terminal aktivieren. Starten Sie hierfür die Kommandozeile und tippen Sie folgenden Befehl ein:

sudo raspi-config

Im Menü des sich öffnenden Konfigurationstools wählen Sie zunächst Punkt 7 („Advanced Options“) und anschließend A4 („SSH“) aus. Das Tool fragt Sie, ob Sie den SSH-Server aktivieren wollen, was Sie bejahen, bevor Sie die Einstellungen über „Finish“ wieder schließen.

Lösung 4: SSH-Service mit systemctl starten

Alternativ zur raspi-config können Sie das Kommandozeilenwerkzeug systemctl verwenden, um SSH auf Ihrem Raspberry Pi einzurichten. Geben Sie einfach folgende zwei Kommandos in das Terminal ein:

sudo systemctl enable ssh
sudo systemctl start ssh

Während der erste Befehl dafür sorgt, dass der SSH-Server ab sofort automatisch startet, wenn der Minicomputer gebootet wird, startet der zweite Befehl den Server in der aktuellen Sitzung.

So funktioniert der Zugriff auf den aktivierten Raspberry-Pi-SSH-Server

Nachdem Sie den SSH-Service auf Ihrem Raspberry Pi gestartet haben, ist der Minicomputer bereit für den Fernzugriff über das Netzwerkprotokoll. Die weitere Vorgehensweise unterscheidet sich je nachdem, welche Art von Betriebssystem auf dem externen Rechner installiert ist. Die nachfolgenden Anleitungen zeigen, wie Windows-, Linux- und macOS-Nutzer den gesicherten Verbindungsaufbau meistern und mit welchen Schwierigkeiten dabei zu rechnen ist.

Wie Sie eine SSH-Verbindung zum Raspberry Pi unter Linux und macOS aufbauen

macOS und Linux-Distributionen wie Ubuntu oder Debian unterstützen den Verbindungsaufbau über das SSH-Protokoll automatisch – dank standardmäßiger Implementierung der freien Software OpenSSH. Sie müssen also lediglich sicherstellen, dass sich der Rechner im gleichen Netzwerk befindet wie der Raspberry Pi. Ist dies der Fall, benötigen Sie lediglich die IP-Adresse, um den Verbindungsaufbau zu initiieren. Um diese in Erfahrung zu bringen, haben Sie zwei Möglichkeiten:

  1. Sie nutzen das Terminal des Minicomputers und geben den Befehl
hostname -I

ein, wenn Sie den Raspberry direkt über Tastatur und Monitor bedienen.

  1. Sie suchen die Adresse in der Geräteliste auf Ihrem Router oder nutzen auf dem externen Computer ein Tool wie Nmap , wenn Sie den Raspberry im Headless-Modus betreiben.

Über das Terminal des Unix-Geräts versuchen Sie anschließend die SSH-Verbindung aufzubauen, wobei das entsprechende Kommando folgendermaßen aufgebaut ist:

ssh Benutzername@IP-Adresse

Beim Parameter „Benutzername“ fügen Sie entweder das Standardprofil „pi“ oder den Namen Ihres eigenen Profils (sofern Sie eines erzeugt haben) ein. Beim ersten Aufbau der SSH-Verbindung zwischen Pi und externem Gerät erhalten Sie einen Sicherheits-/Authentifizierungshinweis. Haben Sie diesen zur Kenntnis genommen, geben Sie „yes“ in das Terminal ein, um fortzufahren. Zum Schluss geben Sie das Passwort für den gewählten Benutzer ein, um mit der Kommandozeile des Raspberrys verbunden zu werden.

Hinweis

Es kann vorkommen, dass dem Raspberry Pi eine IP-Adresse zugewiesen wurde, mit der sich der externe Computer im Vorhinein schon einmal verbunden hat (sogar, wenn dies in einem anderen Netzwerk geschehen ist). In diesem Fall erhalten Sie beim Verbindungsaufbau eine Warnung inklusive der Aufforderung, den entsprechenden IP-Eintrag aus der Liste bekannter Geräte zu löschen. Halten Sie sich an die gegebenen Instruktionen, bevor Sie den SSH-Befehl im Anschluss erneut ausführen.

So richten Sie den SSH-Zugriff unter Windows mit PuTTY ein

Anders als die Mehrheit der unixoiden Systeme verfügt Windows standardmäßig nicht über einen SSH-Client. Im ersten Schritt gilt es also, eine entsprechende Anwendung herunterzuladen. Wir haben uns für PuTTY entschieden – vergleichbare Clientprogramme sind in ihrer Bedienung und Funktionalität aber sehr ähnlich, weshalb Sie prinzipiell auch zu einer anderen Software greifen können.

Auf der Homepage des PuTTY-Projekts können Sie entweder das Installationspaket oder die exe-Datei des Programms (putty.exe) direkt herunterladen. Mit letzterer erübrigt sich der Installationsprozess, sodass PuTTY sofort gestartet werden kann. Haben Sie den Client per Doppelklick gestartet, müssen Sie lediglich den Hostnamen in das dafür vorgesehene Feld eintragen und die Schaltfläche „Open“ drücken.

Hinweis

In einigen Fällen ist es notwendig, die IP-Adresse anstelle des Hostnamens anzugeben. Falls Sie diese nicht kennen, können Sie die weiter oben aufgezeigten Methoden anwenden (Nmap, Router-Geräteliste, Terminal-Check).

PuTTY zeigt nun eine Meldung an, in der Sie aufgefordert werden, die Vertrauenswürdigkeit des Raspberry-Pi-SSH-Servers und des SSH-Keys zu bestätigen, was Sie durch „Yes“ erledigen. Wie in Unix erscheint dieser Sicherheitshinweis lediglich, wenn Sie die Verbindung zum ersten Mal herstellen. In einem neuen Fenster öffnet sich anschließend die Eingabeaufforderung, über den Sie den Remote-Login auf das Raspberry-Terminal durch die Eingabe der Anmeldeinformationen vollziehen können.

Tipp

Kommt es beim Anmeldeversuch zu einem Time-out (Zeitüberschreitung), stimmt die eingetragene IP-Adresse mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mit der tatsächlichen Adresse des Raspberry Pi überein.

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