Root (Android) – so funktioniert der erweiterte Android-Zugriff
Android und iOS zählen als Standardsysteme der meisten Smartphone- und Tablet-Modelle zu den meistgenutzten Betriebssystemen weltweit. Auch wenn sich die beiden Unix-artigen Systeme hinsichtlich ihrer Bedienung grundlegend unterscheiden, weisen sie doch einige elementare Gemeinsamkeiten auf. Zu den wichtigsten Punkten zählt hierbei ohne Zweifel der standardmäßig eingeschränkte Benutzerzugriff auf das Dateisystem, der vor allem aus Sicherheitsgründen existiert. Wer diese Restriktionen aufheben möchte, muss das Tablet bzw. Handy rooten – auf eigene Verantwortung, denn viele Hersteller sehen eine derartige Modifikation des Betriebssystems nicht gerne.
Welche konkreten Vor- und Nachteile das Android-Rooten hat, was man unter einem Root eigentlich genau versteht und wie er im Einzelnen funktioniert, erläutert der folgende Artikel.
- Daten zentral speichern, teilen und bearbeiten
- Serverstandort Deutschland (ISO 27001-zertifiziert)
- Höchste Datensicherheit im Einklang mit der DSGVO
Tablet und Smartphone rooten: Was ist „Root“ eigentlich?
Als Rooten (engl. routing) bezeichnet man das benutzergesteuerte Beschaffen erweiterter Zugriffsrechte auf Geräten mit Unix-artigen Betriebssystemen. Der Begriff geht dabei auf den Namen des Hauptadministratorenkontos zurück, das in Unix und verwandten Systemen den Namen „Root“ (dt. „Wurzel“) hat. Ebendieses Konto steht Usern auf einem „gerootetem“ Gerät zur Verfügung, wodurch sie vollständigen Zugriff auf das System erhalten und Änderungen vornehmen können, die mit dem normalen Nutzeraccount nicht möglich sind. Hierzu zählen etwa die Möglichkeiten, vorinstallierte Applikationen zu löschen oder eigenständig Systemupdates durchzuführen.
Insbesondere im Zusammenhang mit Tablets und Handys ist Rooten ein allgegenwärtiges Thema. Das ist insbesondere auf die Tatsache zurückzuführen, dass ein Großteil der mobilen Geräte wahlweise mit Android (basiert auf Linux) oder iOS (basiert auf BSD) ausgeliefert wird, die beide von Haus aus mit eingeschränktem Nutzerzugriff versehen sind. Im Vergleich zum Android-Rooten ist das iOS-Rooten sogar durch zusätzliche Sperren erschwert, weshalb der Vorgang auf iPhone, iPad und Co. auch Jailbreak (engl. für „Gefängnisausbruch“) genannt wird.
Warum bzw. wann ist Android-Rooting sinnvoll?
Wer sein Smartphone bzw. Tablet rootet, modifiziert damit das zugrundeliegende Betriebssystem, was prinzipiell vom Gerätehersteller nicht vorgesehen ist. In erster Linie möchte dieser den Nutzer nämlich durch den eingeschränkten Modus vor solchen Änderungen schützen, die die Stabilität und Sicherheit des Systems gefährden. Bei vollständigem Nutzerzugriff und einer unbedarften Nutzung der Systemsoftware stellt ein derartiges Szenario nämlich keine Seltenheit dar.
Dennoch gibt es durchaus plausible Gründe dafür, Android zu rooten, denn der erhöhte Sicherheitsgrad ist immer auch mit einem begrenzten Funktionsgrad verknüpft. Ein gerootetes Gerät bietet nämlich im Gegensatz zu einem handelsüblichen Smartphone bzw. Tablet u. a. folgende zusätzlichen Einstellungsmöglichkeiten und Features:
- Benutzerdefinierte System-Recovery: Via Root kann Android gesichert werden, falls das Betriebssystem einmal wiederhergestellt werden soll. Dafür müssen Sie als Benutzer einen Backup-Mechanismus vorgeben.
- Manuelle System-Updates und App-Installation: Dank der Administratoren-Rechte ist es möglich, Android auf eigene Faust über sogenannte Custom-ROMs zu aktualisieren, was insbesondere dann von Vorteil ist, wenn neu erschienene Versionen für das Gerät eigentlich nicht verfügbar sind. Zudem können Sie Drittanbieter-Apps installieren, die nicht aus dem Google Play Store stammen.
- Anpassung von Systemdateien: Standardmäßig sind die Systemdateien von Android für den Nutzer weder zu sehen noch änderbar. Nach dem Tablet- oder Handy-Rooten steht Ihnen diese Möglichkeit hingegen offen.
- Löschen vorinstallierter Apps: Hersteller bzw. Anbieter vertreiben Mobilgeräte mit einem installationsbereiten Betriebssystem inklusive verschiedener Standard-Apps. Diese lassen sich in der Regel nur deaktivieren. Wenn Sie Android rooten, können Sie diese Apps auch deinstallieren.
- Benutzergesteuertes Verschieben von Apps auf SD-Karte: Das Verschieben von Apps auf externe SD-Karten soll wertvollen Speicherplatz sparen, funktioniert jedoch häufig nur nach einem Android-Rooting wie gewünscht.
- Wechsel von Bootanimation und Systemschriftart: Der Root-Zugriff gibt Ihnen die Möglichkeit, die Bootanimation nach dem Start des Mobilgeräts sowie die allgemeine Systemschriftart durch eine eigene Wahl zu ersetzen. Auch eine Anpassung der Lautstärke ist möglich.
- Über- und Untertaktung der CPU: Mit Root-Rechten ausgestattet können Sie die CPU Ihres Mobilgeräts übertakten, um die Leistung zu erhöhen, oder untertakten, um den Akku zu schonen und so die Laufzeit zu erhöhen.
Welche Nachteile bzw. Risiken bringt das Android-Rooten mit sich?
Wer sich schon immer mehr Freiheit bei der Administration von Android gewünscht hat, kommt bei einem gerooteten Mobilgerät voll auf seine Kosten. Allerdings ist die Freischaltung des Administratorkontos auch mit einer Reihe von Risiken verbunden. So kann die selbstgesteuerte Installation und Aktualisierung von Android und Apps dazu führen, dass das Gerät nicht mehr wie gewünscht funktioniert. Man spricht in diesem Fall auch von einem Brick (engl. für „Ziegelstein“), wobei zwischen einem Soft bzw. Semi-Brick (reparierbarer Schaden) und einem Hard bzw. Full Brick (Totalschaden) unterschieden wird.
Der Begriff „Brick“ geht auf die typische quaderförmige Form vieler elektronischer Geräte zurück: Nach einem Brick – insbesondere einem Hard Brick – sind Smartphone, Tablet und Co. quasi nicht mehr als „Klötze“, die maximal als Briefbeschwerer dienen können.
Zudem sorgt die Aktivierung von Root unter Android dafür, dass Spionagetools und Malware höheren Schaden anrichten können – Kriminelle, die sich Zugang zu Ihrem Gerät verschaffen, haben nämlich ebenfalls Zugriff auf die erweiterten Administrationsoptionen und somit maximale Freiheiten.
Schließlich kann das Tablet- und Handy-Rooten auch einen Verfall des Garantieanspruchs bzw. des Gewährleistungsanspruchs zur Folge haben, wobei die konkrete Handhabung von Hersteller zu Hersteller variiert. In den meisten Fällen gilt dabei allerdings, dass der jeweilige Verkäufer nachweisen muss, dass der Gerätedefekt auch tatsächlich auf das Routing von Android zurückzuführen ist. Haben Sie also beispielsweise Ihr Smartphone gerootet und der Knopf zum Ein- und Ausschalten löst sich infolge eines Materialfehlers bzw. ohne mutwillige Beschädigung ihrerseits, greifen Gewährleistung bzw. Garantie für gewöhnlich trotz der Modifikation der Geräte-Software.
Die Nachteile bzw. Risiken des Smartphone- und Tablet-Rootens in Kürze:
- Android zu rooten und Software auf eigene Faust zu installieren bzw. zu aktualisieren ist immer mit dem Risiko eines Soft oder Hard Bricks verbunden.
- Cyberkriminelle können dank der erweiterten Administrationsmöglichkeiten höheren Schaden mit eingespeister Mal- und Spyware anrichten.
- Führt die Aktivierung des Root-Kontos oder eine nachfolgende Root-Aktion wie das Übertakten der CPU zu einem Gerätedefekt, verfällt in den meisten Fällen der Gewährleistungs- bzw. Garantieanspruch.
Root unter Android freischalten: Wie funktioniert es?
Sie wollen Ihr Mobilgerät rooten, um maximale Freiheiten bei der Gestaltung des Systems zu erhalten? Im Web finden Sie verschiedenste Tools, die ausschließlich dem Zweck dienen, Root unter Android verfügbar zu machen. Standardmäßig sehen die meisten Lösungen für den Aktivierungsprozess vor, dass Sie Ihr Mobilgerät mit einem Desktop-PC verbinden – es existieren aber auch Programme, die das Tablet- bzw. Handy-Rooten ohne PC ermöglichen. Alternativ können Sie das Betriebssystem manuell rooten, was zwar besonders zuverlässig funktioniert, aber auch ein gewisses Know-how über das zugrundeliegende Gerätemodell erfordert.
Wie funktionieren die verschiedenen Methoden genau und welche grundlegenden Vorkehrungen sollten Sie unabhängig von der favorisierten Lösung noch vor der Root-Aktivierung treffen?
So schaffen Sie die optimalen Voraussetzungen fürs Android-Rooten
Bevor Sie Ihr Tablet oder Handy rooten, sollten Sie zunächst unbedingt Ihre persönlichen Daten wie z. B. Fotos oder Videos in einem Cloud-Speicher oder auf einem separaten Gerät sichern: Bei der Aktivierung des Administratorenkontos können diese Dateien nämlich leicht verloren gehen. Da der gesamte Rooting-Prozess eine Menge Akkuleistung fordert, sollten Sie zudem dafür sorgen, dass der Akku Ihres Geräts gut aufgeladen ist – Sie können das Tablet bzw. Smartphone natürlich auch während des Vorgangs an das Stromnetz anschließen.
Wenn Sie den Root-Account unter Android mithilfe eines Desktop-PCs aktivieren möchten, müssen Sie zudem die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Ihr Mobilgerät in den Debugging-Modus (Modus für Zugriff auf bestimmte Systemkomponenten) versetzt wird, sobald Sie es per USB-Kabel mit dem PC verbinden. Aktivieren Sie also noch vor dem Rooting die Option „USB-Debugging“ bzw. „Android-Debugging“ in den Android-Entwickleroptionen (unter „Einstellungen“ -> „System“ zu finden).
Die Entwickleroptionen sind in Android standardmäßig versteckt. Sollten Sie also keinen entsprechenden Menüeintrag in den Systemeinstellungen finden, müssen Sie diesen zunächst anzeigen lassen. Tippen Sie hierfür auf den Eintrag „Über das Telefon“ (wahlweise auch „Telefoninfo“) und im Anschluss sieben Mal auf den Punkt „Build-Nummer“.
So rooten Sie Android via PC
Für die Root-Freischaltung über den PC schalten Sie zunächst die zuvor erläuterte Debugging-Option an und verbinden Ihr Android-Gerät und den Desktop-Computer anschließend via USB-Kabel. In einigen Fällen kann es erforderlich sein, dass Sie außerdem zusätzliche Treiber auf dem PC installieren müssen, damit dieser die Schnittstelle Android Debug Bridge (ADB) erkennt, die für den Datenaustausch im Debugging-Modus verwendet wird. Eine Auflistung der passenden Treiber für eine Vielzahl von Geräten finden Sie im offiziellen Android-Developer-Forum.
Sind alle Verbindungsdetails geklärt, benötigen Sie nur noch die passende Software, die auch als Rooting-Toolkit bezeichnet wird. Zu empfehlen sind hier z. B. das WinDroid Toolkit, VRoot sowie das speziell für Nexus-Geräte konzipierte Nexus Root Toolkit. Nachdem Sie das gewünschte Kit heruntergeladen und installiert haben, folgen Sie lediglich den programmspezifischen Anweisungen, um Ihr Tablet oder Ihr Handy zu rooten.
Handy rooten ohne PC – so funktioniert’s
Analog zu den Toolkits für Desktop-PCs existieren auch verschiedene sogenannte One-Click-Apps für Android, mit denen sich die Root-Freischaltung direkt auf dem Mobilgerät durchführen lässt. Natürlich findet man solche Apps nicht im Google Play Store – die praktischen Programme, die das Android-Rooten mit einem einzigen Klick ermöglichen, laden Sie von den jeweiligen App- bzw. Projektseiten als APK-Datei (Android Package) herunter und installieren sie anschließend manuell.
Da Android solche Apps aus fremden Quellen standardmäßig blockiert, müssen Sie diese zunächst zulassen, was bis Android 8 in den Sicherheitseinstellungen der Systemsoftware zu erledigen ist, indem Sie die Option „Apps aus unbekannten Quellen zulassen“ bzw. „Unbekannte Apps installieren“ aktivieren. In neueren Editionen des Systems müssen Sie konkreten Apps – für gewöhnlich dem jeweiligen Browser – erlauben, Anwendungen von außerhalb des Play Stores zu beziehen. Für den Google-Client Chrome funktioniert dies beispielsweise folgendermaßen:
- Rufen Sie die Einstellungen Ihres Mobilgeräts auf.
- Drücken Sie auf „Apps und Benachrichtigungen“.
- Suchen Sie den Chrome-Eintrag in der App-Auflistung („Alle Apps anzeigen“) und tippen Sie diesen an.
- Scrollen Sie zu der Rubrik „Erweitert“ und drücken Sie auf „Unbek. Apps installieren“.
- Schieben Sie den Regler beim Eintrag „Dieser Quelle vertrauen“ nach rechts.
Haben Sie die Option für Apps aus unbekannten Quellen angeschaltet, sind diese grundsätzlich nutzbar – in einigen Fällen kann es aber sein, dass Sie die Installation noch extra bestätigen müssen, indem Sie auf „Trotzdem installieren“ drücken.
Die Auswahl an Lösungen für das Tablet- und Smartphone-Rooten ohne PC ist sehr vielfältig. Achten Sie aber in jedem Fall darauf, dass die gewählte App sowohl Ihr Gerät als auch die aktuell installierte Android-Version unterstützt. Zwei der bekanntesten Root-Android-Apps sind folgende:
- KingoRoot: KingoRoot zählt seit dem Release im Jahr 2013 zu den beliebtesten Rooting-Apps für alle gängigen Android-Systeme. Zusätzlich zur APK-Version existiert auch eine Windows-Edition für das Rooten via PC.
- One Click Root: Bei der App One Click Root ist der Name Programm. Über 1.000 verschiedene Gerätemodelle lassen sich laut Angabe des Entwicklers mit nur einem einzigen Klick rooten – und wahlweise auch wieder unrooten.
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