Für VPS Linux und migrierte Cloud Server mit Ubuntu 20.04, 22.04 oder Debian 12 mit Netplan, die im Cloud Panel verwaltet werden

In diesem Artikel wird erklärt, wie Sie weitere, öffentliche IPv4-Adressen auf einem VPS oder auf einem migrierten Cloud Server hinzufügen, auf dem Ubuntu 20.04, Ubuntu 22.04, Ubuntu 24.04 oder Debian 12 installiert ist. 

Die Netzwerkkonfiguration wird in den aktuellen Images von IONOS für Ubuntu 20.04, 22.04, 24.04, und Debian 12 über netplan vorgenommen. Die Netzwerkkonfiguration wird somit nicht mehr wie in älteren Distributionen über die Datei /etc/network/interfaces gesteuert, sondern über Dateien mit der Dateiendung .yaml, die sich im Verzeichnis /etc/netplan befinden. Wenn in diesem Verzeichnis mehrere Dateien vorhanden sind, werden diese in der lexikalischen Reihenfolge geladen.

Achtung

So konfigurieren Sie eine weitere, öffentliche IPv4-Adresse in Ubuntu 20.04, Ubuntu 22.04, Ubuntu 24.04, Debian 11 oder Debian 12:

Voraussetzungen
  • Sie haben Ihrem Server im Cloud Panel eine zusätzliche, öffentliche IPv4-Adresse zugewiesen.

  • Sie haben sich auf dem Server eingeloggt.

  • Sie haben die IPv4-Adressen des Servers notiert.

Hinweis

Eine Anleitung, wie Sie mit Ihrem Computer eine verschlüsselte Netzwerkverbindung zu Ihrem Server herstellen, ist in den folgenden Artikeln aufgeführt:

Auf einem Computer mit Microsoft Windows eine SSH-Verbindung zu Ihrem Linux-Server aufbauen

Auf einem Linux-Computer eine SSH-Verbindung zu Ihrem Linux-Server aufbauen

Prüfen, ob netplan für die Netzwerkkonfiguration verwendet wird

Um zu prüfen, ob Ihr Server bereits netplan für die Netzwerkkonfiguration verwendet, geben Sie den folgenden Befehl ein:

  • Wechseln Sie in das Verzeichnis /etc/netplan.

    [root@localhost ~]# cd /etc/netplan

  • Prüfen Sie, ob sich in diesem Verzeichnis nicht bereits eine Konfigurationsdatei befindet. Geben Sie hierzu den folgenden Befehl ein:

    [root@localhost ~]# ls

Hinweis

Wenn das Verzeichnis /etc/netplan nicht existiert, wurde netplan nicht installiert. Installieren Sie in diesem Fall nicht Netplan, sondern folgen Sie in diesem Fall den Schritten, die im folgenden Artikel beschrieben werden:

Öffentliche IPv4- und IPv6-Adressen auf einem Linux Server hinzufügen (Ubuntu und Debian)

Netzwerkinterface ermitteln

Ermitteln Sie den Dateinamen des Netzwerkinterfaces. Geben Sie hierzu den folgenden Befehl ein:

[root@localhost ~]# ip addr

In diesem Beispiel lautet der Name des Netzwerkinterfaces ens6:

root@ubuntu:/etc/netplan# ip addr
1: lo: <LOOPBACK,UP,LOWER_UP> mtu 65536 qdisc noqueue state UNKNOWN group default qlen 1000
    link/loopback 00:00:00:00:00:00 brd 00:00:00:00:00:00
    inet 127.0.0.1/8 scope host lo
       valid_lft forever preferred_lft forever
    inet6 ::1/128 scope host
       valid_lft forever preferred_lft forever
2: ens6: <BROADCAST,MULTICAST,UP,LOWER_UP> mtu 1500 qdisc fq_codel state UP group default qlen 1000
    link/ether 02:01:e4:95:f5:d9 brd ff:ff:ff:ff:ff:ff
    inet 195.20.234.94/32 scope global dynamic ens6
       valid_lft 463sec preferred_lft 463sec
    inet6 fe80::1:e4ff:fe95:f5d9/64 scope link
       valid_lft forever preferred_lft forever

Standard-DNS-Server anzeigen

Um die verwendeten DNS-Server anzuzeigen, geben Sie den folgenden Befehl ein:

[root@localhost ~]# resolvectl --no-pager |grep Server

Anschließend werden die verwendeten DNS-Server am Ende der Ausgabe angezeigt. 

Beispiel:

[root@localhost ~]# resolvectl --no-pager |grep Server
Current DNS Server: 212.227.123.16
       DNS Servers: 212.227.123.16 212.227.123.17

Notieren Sie die DNS-Server. 

Gateway für IPv4 anzeigen

  • Um das Standard-Gateway der aktiven Schnittstelle anzuzeigen, geben Sie den folgenden Befehl ein:

    [root@localhost ~]# ip route show | grep 'default' 

  • Notieren Sie die IP-Adressen der Gateways. Diese sind direkt hinter dem Teil default via aufgeführt. Beispiel:

    IPv4 Gateway

    root@ubuntu:~# ip route show | grep 'default'
    default via 195.20.234.1 dev ens6 proto dhcp src 195.20.234.94 metric 100

IPv4-Adresse hinzufügen

  • Prüfen Sie, ob sich in diesem Verzeichnis nicht bereits eine Konfigurationsdatei befindet. Geben Sie hierzu die folgenden Befehle ein:

    [root@localhost ~]# cd /etc/netplan
    [root@localhost ~]# ls /etc/netplan

  • Wenn sich in diesem Verzeichnis eine Konfigurationsdatei befindet, benennen Sie diese um. Geben Sie hierzu den folgenden Befehl ein und ersetzen Sie die Platzhalter.

    root@localhost ~]# mv ALTE_KONFIGURATIONSDATEI.yaml ALTE_KONFIGURATIONSDATEI.yaml.old

    Beispiel:

    [root@localhost ~]# mv 50-cloud-init.yaml 50-cloud-init.yaml.old

Achtung!

Wenn sich in dem Verzeichnis die Datei 00-Public_network.yaml befindet, benennen Sie diese nicht um, da diese Datei für das öffentliche Netzwerk benötigt wird.

  • Erstellen Sie die Datei /etc/netplan/01-netcfg.yaml mit dem Editor vi. Geben Sie hierzu den folgenden Befehl ein:

    [root@localhost ~]# vi etc/netplan/01-netcfg.yaml

Hinweis

Der Editor vi verfügt über einen Einfügemodus und einen Befehls- oder Kommandomodus. Den Einfügemodus können Sie mit der Taste [i] aufrufen. In diesem Modus werden die eingegebenen Zeichen sofort in den Text eingefügt. Um den Befehlsmodus aufzurufen, drücken Sie anschließend [ESC]. Wenn Sie den Befehlsmodus nutzen, werden Ihre Tastatureingaben als Befehl interpretiert

  • Fügen Sie die folgenden Informationen ein:

    network:
      version: 2
      renderer: networkd
      ethernets:
        NETZWERKINTERFACE:
          addresses:
            - HAUPT-IPv4-ADRESSE/32
            - ZUSÄTZLICHE IPv4-ADRESSE/32
            - HAUPT-IPv6-ADRESSE/64
          nameservers:
            addresses:
              - IP-ADRESSE VON NAMESERVER 1
              - IP-ADRESSE VON NAMESERVER 2  
          routes:
            - on-link: true
              to: default
              via: STANDARD-GATEWAY DER AKTIVEN SCHNITTSTELLE
      version: 2

    Beispiel:

    network:
      version: 2
      renderer: networkd
      ethernets:
        ens6:
          addresses:
            - 195.20.234.94/32
            - 195.20.234.86/32
            - 2a02:247a:21f:9c00::1/64
          nameservers:
            addresses:
              - 212.227.123.16
              - 212.227.123.17  
          routes:
            - on-link: true
              to: default
              via: 195.20.234.1
      version: 2

  • Ersetzen Sie den Platzhalter NETZWERKINTERFACE durch das ermittelte Netzwerkinterface. In diesem Beispiel handelt es sich um das Netzwerkinterface ens6.

  • Tragen Sie anschließend die Haupt-IPv4-Adresse und die zusätzliche IPv4-Adresse ein. Ersetzen Sie hierzu die Platzhalter.

  • Tragen Sie die Haupt-IPv6-Adresse ein.

 

 

Achtung
  • Die Einrückungen gehören zu Syntax des YAML-Formats. Stellen Sie daher sicher, dass diese korrekt eingehalten werden. Anderenfalls kann die Konfiguration nicht korrekt übernommen werden und der Server ist ggf. nicht mehr erreichbar.

  • Verwenden Sie für die Einrückungen stets die Leertaste.

  • Ersetzen Sie den Platzhalter IP-ADRESSE VON NAMESERVER 1 und IP-ADRESSE VON NAMESERVER 2 mit den ermittelten Nameservern.

  • Ersetzen Sie den Platzhalter STANDARD-GATEWAY DER AKTIVEN SCHNITTSTELLE mit dem  ermittelten IPv4-Gateway.

  • Um vi zu beenden und die Datei zu speichern, geben Sie den Befehl :wq ein und drücken Sie anschließend Enter.

  • Um die Berechtigungen der neuen Konfigurationsdatei so zu ändern, dass die Datei nur vom root-Konto gelesen und geändert werden kann, passen Sie den folgenden Befehl an und geben Sie diesen anschließend ein:

    root@localhost:~# sudo chmod 600 /etc/netplan/KONFIGURATIONSDATEI.yaml

    Beispiel:

    root@localhost:~# sudo chmod 600 /etc/netplan/50-cloud-init.yaml

  • Um die Konfigurationsdatei zu prüfen, geben Sie den folgenden Befehl ein:

    root@localhost:~# netplan --debug apply

Achtung

Die von Ihnen vorgenommenen Änderungen in der Konfigurationsdatei bleiben bestehen und müssen von Ihnen geändert werden, wenn  diese nicht korrekt sind. Anderenfalls wird das Betriebssystem nach einem Neustart versuchen, diese zu laden.

  • Führen Sie einen Neustart des Server durch, damit die Änderungen übernommen werden. Geben Sie hierzu den folgenden Befehl ein:

    root@localhost:~# systemctl reboot

  • Um zu prüfen, ob die zusätzliche IPv4-Adresse korrekt konfiguriert wurde, geben Sie den folgenden Befehl ein:

    root@localhost:~# ip addr

Hinweis

Sollte der Server aufgrund eines Konfigurationsfehlers nicht mehr erreichbar sein, können Sie sich mittels der Remote-Konsole auf dem Server einloggen und die Konfiguration korrigieren.